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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 184
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Dabei war die Versammlung noch nicht beendet. Erst Ree, welcher sich
während der einzelnen Reden kurze Bleistiftnotizen gemacht hatte,154
schloß diese in einer kurzen Ansprache förmlich und frohgemut.155 Er
meinte, den Vorsitz der Versammlung innegehabt zu haben, sei leicht, kinderleicht
gewesen156, und bekräftigte noch einmal den Standpunkt aller
Redner - mit Ausnahme Winters -, daß nämlich auch er von der Regierung
Bekk nichts erwarte,157 bzw., wie es in Rees verklausulierter Aussage
heißt: Auch ich gehöre zu denjenigen, welche in die Persönlichkeit Bekks
das größte Vertrauen hätten, allein ich sei der Ueberzeugung, daß dieses
Ministerium mit dem besten Willen hinsichtlich der vielfach berührten
Rechte des Volkes nichts thun werde und thun könne, wenn nicht das Volk
selbst, sich seiner Rechte bewußt, solche auch mit allen gesetzlichen Mitteln
zu wahren suche. Die damalige Versammlung hate den Werth nach
verschiedener Anschauungsweise diese Rechte des Volkes auseinandergesetzt
und die Mittel bezeichnet, zu hören, welche dem Volke zur Erhaltung
dieser Rechte zustünden; nur in der Thatkraft des Volkes hiernach liege
seine bessere Zukunft.158

Neben Ree soll auch Winter noch ein Schlußwort gesprochen haben.159
Struve gab im Verhör an, daß der Ettlinger(?)160 Gemeinderat Rasp, auch
Fickler Reden gehalten hätten.161 Diese Behauptung Struves wird von keinem
Augenzeugen bestätigt. Es scheint unwahrscheinlich, daß mehr als ein
Dutzend Zeugen von beider Reden nichts gehört haben sollten, völlig auszuschließen
aber ist es nicht. Schließlich hatten die ersten Zuhörer bereits
nach Struves Rede den Versammlungssaal verlassen. Selbst der Zeuge mit
dem besten Gedächtnis, Berberich, konnte sich beispielsweise an eine Rede
Winters nicht erinnern162, und auf Berberichs und Adrians Gedächtnis
beruhten die Zeitungsartikel des ,Bürgerfreundes', dessen Herausgeber
Adrian war und der Mannheimer Morgenzeitung.163 Sie waren verantwortlich
für die negative Berichterstattung der konservativen Zeitungen Badens
und unmittelbarer Anlaß für die gerichtliche Untersuchung gegen die Redner
des 12. September 1847. Berberich hatte einen anonym gehaltenen Bericht
an den Mannheimer Regierungsrat Wallau gehen lassen. Wallau hatte
selbigen an seine vorgesetzte Behörde weitergeleitet und das Innenministerium
hatte unverzüglich (14. 9. 1847) das Oberamt Offenburg mit der Untersuchung
des Falles beauftragt, da sie Berberichs Beschreibung im Falle
ihrer Verifizierung für eine juristische Untersuchung als geeignet
erachtete.164 Originellerweise blieb Berberichs Bericht, vom Innenministerium
archiviert in der Akte 236: 8195, 150 Jahre lang, bis zu Schimpfs
Veröffentlichung, auch für die Forschung die einzige bekannte ungedruckte
Versammlungsbeschreibung. Berberich und Adrian hatten so gut zusammengearbeitet
, daß sich auch ihre Aussagen vor dem Stadtamt Mannheim
fast völlig deckten. Berberich selbst nannte ein Beispiel, wie die bis ins

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