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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 189
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gelegt wie an die neueren materiellen wie immateriellen Privilegien des
Besitz- und Bildungsbürgertums.

Dem Ideal des freien Staatsbürgers, gleichviel, welcher sozialen Schicht er
angehörte, galt die - sehr moderne - Vorstellungswelt des Offenburger
Programms. Der letzte Satz der Forderungen des Volkes brachte das Ideal
auf den Punkt: Jedem sei die Achtung freier Mitbürger einziger Vorzug und
Lohn.

Die politische Stoßrichtung ging in Offenburg vornehmlich nach innen,
nicht nach außen. Die Erweiterung der Verfassung um demokratisch-soziale
Säulen und Wahl radikaler Abgeordneter waren die zentralen Anliegen.
Dementsprechend war auch die Sprache volkstümlich'. Kapp führte scharfe
und einprägsame Angriffe gegen die Amtskirche, Hecker argumentierte
schlagfertig, wenngleich unruhiger als Struve. Er sprach vielen aus der
Seele und appellierte an ihren Stolz: Der badische Bürger, sagte Hecker
wie selbstverständlich, ist seiner politischen Mündigkeit nach berufen, in
Allem den anderen Deutschen voranzugehen^1*3 - auf allen Gebieten, auf
dem der politischen Festkultur 1843, auf jenem der Verfassungsentwicklung
1847, dem Jahr des Zusammentritts des preußischen Vereinigten
Landtags.

Ebenso wie bei den landesweiten Feiern des Verfassungsjubiläums 1843
handelte es sich auch vier Jahre später in Offenburg um eine Wahlversammlung
mit vornehmlich innenpolitischer Richtung, gegen die Regierung
und die sie unterstützenden jechts'-liberalen Kammerabgeordneten
.177 Nach wie vor stand man auf dem festen Grund der Verfassung, welche
man vor vier Jahren noch gefeiert hatte und die man auch jetzt gründlich
ändern, aber nicht abschaffen mochte. Hecker wies wiederholt in seiner
Vernehmung auf diesen ihm besonders wichtigen Punkt hin.178 Er und
die anderen ,Salmen'-Redner wollten lediglich die Aufrechterhaltung unserer
Verfassung und Verbesserung unserer Zustände auf verfassungsmäßigem
Wege)19 Und ein solcher verfassungsmäßiger Weg stellten die Kammerwahlen
und also auch der Kammerwahlkampf dar.

Die badische Republik wurde in Offenburg nicht gefordert: noch standen
die Büsten der Herrscher im Verhandlungssaal. Nur waren ihnen jetzt die
Bildnisse der Volksvertreter beigeordnet, auf symbolisch gleicher Stufe.
Das ganze erinnerte viel weniger an Hambach als an eine Sitzung der
Zweiten Badischen Kammer. Der Flügel der radikalen liberalen Abgeordneten
innerhalb der Kammer sollte durch die bevorstehenden Ergänzungswahlen
gestärkt, die Kammer damit insgesamt radikalisiert werden.

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