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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 206
(PDF, 129 MB)
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überraschenden Verlauf nehmen. Im Programm des Großherzoglichen
Gymnasiums und für die höhere Bürgerschule zu Offenburg für das Schuljahr
1843/44 findet sich nicht mehr wie bisher die vertraute Unterschrift
Großherzogl. Direction des Gymnasiums u.d. höh. Bürgerschule. Weißgerber
, sondern ein schlichtes Offenburg, im September 1844. Gagg.u

Was war geschehen? Die Chronik meldet dazu in lapidarer Sachlichkeit:
Durch allerhöchste Entschließung aus Grossherzogl. Höchstpreislichem
Staatsministerium hat Sein Königliche Hoheit der Grossherzog den bisherigen
Vorstand der Anstalt, Prof. Weissgerber, an das Lyzeum nach Rastatt
zu versetzen geruht. In diesem Lehrer gewann die Anstalt von Rastatt einen
Mann von anerkannter Gelehrsamkeit und ausgezeichneter Lehrgabe, die
er dem Gymnasium zu Offenburg während beinahe 10 Jahren mit rühmlichem
Eifer gewiedmet hat. Gagg, der dann als Direktor das Gymnasium
durch die stürmischen Zeiten der Offenburger Revolution geleitet hat und
wegen couragierten Eintretens für liberale Ideen später als Rebell und Gauner
empfindlich bestraft wurde, übernimmt zusammen mit Baumann und
anderen Kollegen die nunmehr vakanten Deputate Weißgerbers in Latein,
Griechisch und Französisch.15

Die Ursachen dieser tiefgreifenden Veränderungen sind vielschichtig und
erklären sich aus der politischen Persönlichkeit Weißgerbers einerseits und
aus der vorrevolutionären Gesamtsituation in Baden und im Besonderen in
Offenburg andererseits.16 Der 1777 geborene gelehrte Altphilologe und
Romanist war 1834 aus dem radikalliberalen Seekreis von Konstanz nach
Offenburg strafversetzt worden, ein Mann von vorzüglichen Leistungen
und regem Eifer und vorzüglicher Lehrgabe als Schulmann, politisch aber
ein überzeugter und entschiedener Liberaler.17 Als enger Freund und Korrespondent
Rottecks versuchte er dessen fortschrittlich liberale Ideen jeweils
vor Ort umzusetzen, ja er strebte einen Abgeordnetensitz in der II.
Kammer in Karlsruhe an. Für den 22. 8. 1843 hatte Weißgerber als Vorsitzender
des städtischen Festkomitees ein großartiges Stadtfest zur Feier des
25. Jahrestages der badischen Verfassung organisiert: Leuchtfeuer auf
den Bergen ringsum, 8.00 Uhr Festumzug unter Geschützdonner vom Rathaus
zum Gottesdienst, nach dem Hochamt ein eindrucksvoller Festakt im
Salmen mit Bürgermilitär, Zünften, Gemeinderat, den hiesigen staatbürgerlichen
Einwohnern, Gästen aus der Umgebung und der Schuljugend,
die von der Stadt als Geschenk Bilder des Großherzogs Karl und Exemplare
der Verfassung erhielt. Die Dürftigen wurden auf Kosten der Stadt im
Andreashospital gespeist, am Abend fand für 200 geladene Gäste ein Festmahl
im „Gasthaus zur Post" statt, das mit Tanz und Musik bis zum frühen
Morgen ging. Weißgerber war nicht nur der Organisator, er hielt auch die
zentrale Festrede im Salmen. Dabei bezog er sich zwar als guter Historiker

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