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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 207
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auf die republikanischen Ideale der Antike, bekannte sich aber mit seinem
Eintreten für den konstitutionellen Liberalismus und ein politisch selbständiges
Bürgertum indirekt zu den Zielen der liberalen Opposition im
Lande.18 Er selbst ließ den ungekürzten Wortlaut seiner Rede in mehreren
Folgen im Offenburger Wochenblatt und in der „Oberrheinischen Zeitung"
abdrucken, was wohl auch auf seine guten Beziehungen zur örtlichen und
überregionalen Presse schließen läßt.19 Die mit Hochrufen auf den Landesfürsten
ausgebrachten Toasts im Salmensaal faßt er als Hauptredner und -
berichterstatter so zusammen -, und das könnte man als sein politisches
Credo anno 1843 bezeichnen! Hoch lebe die Verfassung, die in ihrem wahren
Wesen und ihrer Bestimmung nach kein feindlicher Zügel der Macht,
sondern zwischen Fürst und Volk ein freundliches Band sein soll, wodurch
die Herrschergewalt zwar eingeschränkt, aber ebendadurch zugleich desto
mehr befestigt wird, indem ein aufgeklärtes, sich selbst fühlendes und achtendes
Volk die Rechte seines Fürsten eben so, wie seine eigenen, zu schützen
zu wahren im Stande und entschlossen ist.

Das war mehr als deutlich, und das wurde gehört, bejubelt und gelesen, -
auch von den Vertretern des Großherzogs vor Ort, z.B. Oberamtmann
Kern. 1843 durfte man so etwas im Salmen noch nicht sagen; noch 1847
im gleichen Lokal am 12. September war das gefährlich! Weißgerber wurde
einbestellt, eine lächerlich nebensächliche Disziplinarsache diente als
Vorwand, den radikalen Vordenker des Gymnasiums und radikalen Jakobiner20
näher an die großherzoglich badische Landeshauptstadt zu holen,
dorthin, wo in der modernsten Festung des Landes eine starke Garnison
über Recht und Ordnung wachte, nach Rastatt. Es nützte auch nichts, daß
man sich überall in Offenburg mit dem erfolgreichen Schulleiter solidarisierte
und eine Delegation nach Karlsruhe beschloß2', die Stadt verlor unwiederbringlich
einen ihrer besten Männer, und für die Entwicklung der
folgenden Jahre fehlte er bei den wichtigen Entscheidungen der Revolutionszeit
(Abb. 5).

Zum Adressaten des kleinen Geburtstagsgedichtes nur wenig. Karl Baumann
war nicht nur Kollege von Weißgerber am Gymnasium, sondern
auch Freund und Mitstreiter im Kampf um die Verwirklichung liberaler
Ideen in Offenburg. Er zählte zu den prominenten Oppositionellen der
Stadt.12 Baumann war 1846 bei der Gründung des Offenburger Turnvereins
dabei, dessen geistiges Gedankengut nicht gerade obrigkeitshörig zu nennen
war. Anfangs nur Schulpraktikant am Offenburger Gymnasium, wurde
er zum Schuljahr 1842/43 zum Gymnasiallehrer ernannt und als vorzüglicher
Lehrer beurteilt.23 Er zählte dann nach dem Abgang Weißgerbers im
folgenden Schuljahr zusammen mit dem nachfolgenden Direktor Gagg, der
seinerseits als einer der besten inländischen Lehrer beurteilt worden war,

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