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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 212
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Für

KARL BAUMANN,

Professor am Gymnasium,
meinen hochgeschätzten Kollegen.

Fromme Bitten erhört die sanfte Lucina:Zum Vater

macht Dich die Gattin, gesund mit einem prächtigen Kind!
"Bübchen 1), mach, daß Du kommst!"-wie oft, Freund, hast Du's erbeten?

Er kam! Hurra! Im Triumph laut nun sing uns Dein Lied!
Kam, und atmet und lebt 2), ein recht hübscher Bursche, und ist nun

Mutters Liebling, zugleich Vaters herziges Glück!
Mögen die Götter nun segnen das Kind (ein Lohn Deines Ruhmes),

daß er des Vaters Spur, sonst keiner anderen folgt.
Er achte die Götter, die Heimat, das Land, und liebe die Eltern,

suche nach Ausgleich und Recht, fest in dem, was er will.
Weiche den Lichtscheuen aus: Denn Gott ist die Quelle des Lichtes,

wer diesen Ursprung nicht kennt, findet niemals zu Gott.
Wenn er einmal Latein und Griechisch gründlich erlernt,

Soll er bewahren sein Deutsch in Liebe und Treue zu Dir!

Offenburg, den 31 Januar 1844

------ Franz Weißgerber, Gymnasiumsdirektor

1) Catull. 56,5 2) Vergleiche Tacitus, Annalen, Buch III, 19

Die deutsche Übersetzung des Gedichtes

rieht. Für Kenner sei aber hingewiesen auf die spielerisch-kunstvolle Anwendung
von Anapher, Alliteration, Hyperbaton, Enjambement, Archaismus
, Prolepsis, Enallage und das Monosyllabon. Weißgerber hat das ganze
Instrumentarium sprachlicher Stilistik virtuos vorgeführt und sich hier als
Meister der klassischen Kleinform erwiesen. Besonders amüsant waren die
Nachforschungen zu den von Weißgerber angefügten Zitaten, die im Stile
der humanistischen Bildung Belesenheit und legitimierende Zitierfähigkeit
unter Beweis stellen sollte. Der Hinweis auf den gravierenden Gewährsmann
Tacitus als dem größten lateinischen Geschichtsschreiber ist unverfänglich
und betrifft eine Episode zum Abschluß der Rachemaßnahmen für
den Tod des Gernanikus im dritten Tiberiusbuch der Annalen. Weniger
harmlos und für den Gebildeten sicher humorvoll gemeint ist die Absicherung
des „pupulus" im ersten Zitat durch eine eindeutig obszöne Stelle in
den „nugae" des Dichters Catull, - sicher kein schmeichelhafter Segenswunsch
für den Stammhalter des Ehepaares Baumann!31 Vielleicht ist es
aber auch ein Beispiel für den hintergründigen Humor, den die Schüler an

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