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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 245
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Aber nicht nur das Lahrer Großbürgertum wurde dadurch zunehmend konservativer
und geneigter, sich mit den herrschenden Kräften zu arrangieren.
Auch die eigentlichen Liberalen Lahrs waren in ihrem Verhältnis zu den
„Massen" vorsichtig, sahen in ihnen aber zumindest Verbündete. Diese „eigentlichen
Liberalen" waren mit Ablauf des Jahres 1847 vollends gespalten
. Wenn der Kürschner Leonhard Roos im November 1847 seine Unterschrift
für die Sympathieadresse zum Schweizer Sonderbundkrieg mit dem
Zusatz versieht: Nicht wegen Taback & Cichorien, nicht wegen Leder &
Leinwand, Nur wegen der Freiheit allein, biet ich den Schweizern die
Hand1*, dann war dies symptomatisch.

Roos, ein führender Republikaner der Stadt, 1849 Abgeordneter der Kon-
stitutierenden Versammlung in Karlsruhe, distanziert sich damit nicht nur
von den ökonomischen Interessen der Lahrer Großkaufleute (mit traditionell
starken Schweizer Beziehungen), sondern auch von den gemäßigten
Liberalen der Stadt, die auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen im
Juli 1847 öffentlich ein vehementes Plädoyer für die Industrie der Stadt abgelegt
hatten: Man hat Euch gesagt, es wäre besser, die Fabrikanten würden
nicht existieren, es stände ohne sie besser in unserem Orte, wir sagen
Euch, solche Reden sind eitel Unverstand. Wir kennen sehr wohl die Nachteile
, welche durch die Fortschritte der Industrie, die Anhäufung von
Macht und Geld in einzelnen Händen für den Bestand der Gesellschaft und
eines guten Volkslebens mit sich bringen, indem sie den überwiegenden
Theil des Volkes zuletzt zu willenlosen Maschinen in den Händen von einigen
Wenigen zu machen im Stande sind, haben aber in den kommunistischen
Lehren bis jetzt, und so lange sich die Menschheit nicht auf eine
höhere Stufe der Gesittung erhoben, noch nicht die Heilmittel dieser Übel
finden können, und müssen es für einen großen Leichtsinn erklären, derartigen
Brandstoff unter unsere friedlichen und im Vergleich mit vielen noch
sehr glücklichen socialen Verhältnisse zu werfen.14

103 Männer haben diesen Brief unterschrieben, 89 lassen sich eindeutig
identifizieren. Unter ihnen befinden sich 54 Handwerker, neun Kaufleute,
elf Großkaufleute und Fabrikanten (jedoch kaum die ganz großen) und
fünf Arbeiter oder Gehilfen. Betrachtet man sich ihr Steuerkapital, stellt
man fest, daß man hier nicht die Verelendeten, aber auch nicht die absoluten
Spitzenleute der jeweiligen Branche vor sich hat.15

Leider verfügen wir nicht über ähnliche Listen, was die radikalen Liberalen
angeht. Soweit es ihr Führungspersonal angeht, unterscheiden sie sich
nicht von den gemäßigten: Wilhelm Schubert, Kaufmann; Johann Hofer,
Anwalt; Leonhard Roos; Kürschner, Friedrich Leser, Wirt. Auch hier finden
wir keinen Arbeiter oder Gesellen.

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