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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 256
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und hatte andererseits, so sein Anwalt im Dezember 1849, seine ganze
Macht dazu verwendet, das Eindringen der damals überall hervortretenden
Sozialisten oder sogenannten rothen Republikaner zu verhindern.^ Zu
diesem Zeitpunkt war Schubert schon nicht mehr Vorsitzender des Lahrer
Volksvereins. Aus heutiger Sicht etwas überraschend hatte er den Vorsitz
schon im März 1849 an den Kammacher Georg Friedrich Leonhard abgegeben
.54 All dies und auch der vehemente Einsatz der Lahrer Bürger für
den verhafteten Schubert55 deuten darauf hin, daß Schubert keinesfalls
zum linken Flügel der Lahrer Republikaner gerechnet werden darf. Gerade
dies aber erlaubte ihm seine starke integrative Wirkung, die es möglich
machte, nach dem Sturz Ferdinand Groß' am 14. Mai 1849 mit 640 von
660 Stimmen zum Bürgermeister gewählt zu werden.56 Vielleicht war er
tatsächlich mehr aus Versehen und wegen der verhängnisvollen Strategie
Ferdinand Groß' in dieses Amt gekommen.

Die Mairevolution

Nachdem bereits am 10. Mai 1849 im Lahrer Schulhof (dem heutigen Rathaus
II) eine Volksversammlung stattgefunden hatte, die mit über 700
Menschen57 fast die Hälfte der politisch mündigen Männer versammelt
hatte (gemessen am Nationalversammlungswahlrecht), war mit der Wende
vom 13. Mai eine neue Versammlung nötig. Am 10. Mai nämlich hatte
zwar Bürgermeister Ferdinand Groß eine verbalradikale Rede gehalten58,
sich jedoch geweigert, organisatorische oder politische Konsequenzen aus
der Lage zu ziehen. Zu den Waffen greifen? Nein, wir müssen für jetzt
noch den Gegner auf dem Feld angreifen, auf welchem er keine Waffen hat;
dort kann er sich keine Lorbeeren erwerben durch unsere Niederschmetterung
. Dieser passive Widerstand soll jedoch nicht in Unthätigkeit und
Gleichgültigkeit bestehen; sondern bewaffnet müssen wir dastehen, um eine
ehrfurchtgebietende Haltung einzunehmen; bewaffnet müssen wir uns
der Reichsgewalt zur Verfügung stellen, nicht aber auf eigene Faust hin
den mehr als zweifelhaften Kampf wagen.59 So kommentierte das Lahrer
Wochenblatt am 12. Mai die für diesen Tag angesetzte Offenburger Volksversammlung
.

Die jedoch führte bekanntlich zu einem anderen Ergebnis und deshalb berief
Ferdinand Groß, frisch aus Offenburg zurückgekehrt, auf den 14. Mai
1849 eine zweite Versammlung ein. Dazu hatte er auch allen Grund, denn
inzwischen drohte in der Stadt mit dem Pflugwirt Friedrich Leser ein zweites
Machtzentrum zu entstehen. Leser war am 13. mit der Vollmacht
Goeggs aus Offenburg zurückgekommen, die Bürgerwehr in Lahr zu organisieren
und abmarschbereit zu machen. Offenbar, so behauptete jedenfalls
Wilhelm Schubert hinterher, akzeptierten Gemeinderat und Bürgermeister

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