Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 257
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0257
das Schriftstück und noch am Vormittag des 14. Mai fuhren etwa 100 bis
150 Freiwillige des Ersten Aufgebots mit der Bahn nach Norden.60 Ob das
noch ein Versuch der Kooperation war oder schon Eingeständnis der eigenen
Schwäche, ist schwer zu entscheiden. Am 14. Mai jedenfalls ging Leser
ein weiterer Befehl zu, der ihn ermächtigte, alle Offenburger Beschlüsse
in Lahr durchzusetzen. Der Punkt 10 jener Beschlüsse forderte Neuwahlen
der Gemeindevertretung61, der Rücktritt des Gemeinderats kam dem
also nur zuvor.

Wie im Einzelnen die Versammlung vom 14. Mai 1849 abgelaufen ist, läßt
sich nicht exakt klären. Alle vorliegenden Quellen stammen aus den
nachrevolutionären Prozessen und sind insofern stark tendenziös. 1850
wurde von Lahrern Radikalen62 behauptet, Groß habe auf der Versammlung
für die Mairevolution gesprochen, habe jedoch vor den treuen Lahrern
zurückweichen müssen. Diese Version ist aber nicht nur unglaubwürdig
, sondern wird zudem weder vom Bezirksamt noch von den Aussagen
Schuberts gestützt. Deshalb ist Schuberts umfangreiche Verteidigungsschrift
die zuverlässigste Quelle über die Vorgänge vom 14. Mai.63 Danach
hatte Groß in der Versammlung versucht zu lavieren, indem er vorschlug,
die Bevölkerung solle sich trennen in solche, die sich dem Landesausschuß
unter Brentano unterwerfen wollen, und in solche, die dies nicht wollten.
Als dann noch der gemäßigte Gerber Georg Schaller auftrat und offen gegen
die Regierung opponierte, wurde die Versammlung unruhig, ein Tumult
drohte. In dieser Situation trat Schubert vor und ließ per Akklamation
über die einzig sinnvolle Frage abstimmen: Erkennt man die neue Regierung
an oder nicht? Die überwiegende Mehrheit war für die Anerkennung,
wobei die später umstrittene Frage, ob Schubert dafür geredet hatte oder
nicht, unerheblich ist. Unter diesen Bedingungen blieben Groß und dem
Gemeinderat lediglich der Rücktritt. Die Lahrer Republikaner hatten die
Macht in der Stadt, freilich ohne die „Aristokraten", wie die Gemäßigten
und Konservativen genannt wurden, besiegt zu haben.

Dies zeigte sich spätestens Ende Juni - die Zeit der „Mai-Republik" selbst
soll hier nicht weiter behandelt werden -, als es zu jener Szene am Ding-
linger Bahnhof kam, die sich wohl am festesten ins kollektive Bewußtsein
der Lahrer einprägte. Der Hergang ist schnell erzählt.64 Wilhelm Schubert
weilte um den 25. Juni 1849 herum im Nordbadischen, da inzwischen allerlei
Gerüchte über das Schicksal des Lahrer Banners in die Stadt gekommen
waren. Zur selben Zeit kam die Nachricht nach Lahr, daß die Brentano
-Regierung, inzwischen in Offenburg angelangt, plane, die Staatskasse
per Bahn ins Ausland zu bringen. Lahrer „Aristokraten" (so die radikale
Sprache der Zeit) beschlossen, das Geld in ihre Gewalt zu bringen und der
Regierung nach Ende der Revolution zu übergeben.

257


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0257