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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 264
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ben müssen. Als Tagesdiät und als Entschädigung für Fuhrwerk nach Villingen
, Trinkgeld und Pferdefurrage (Futter) beantragte und erhielt er aus
der Gemeindekasse jeweils 4 Gulden 18 Kreuzer4. Reiner gehörte zu den
Bürgermeistern, von denen Oberamtmann Gißler glaubte, daß sie sich so
benommen haben, daß sie auch noch das fernere Zutrauen der hohen
Staatsregierung verdienen (18. Juli 1849)5.

Dagegen schlug sich als einziger „Gemeindebeamter" der dritte Gemeinderat
Xaver Hermann (amtlich verpflichtet am 11. Mai 1848) auf die Seite
der Revolution und wurde am 7. September 1849 im Interesse der öffentlichen
Ordnung** von seinem Amt suspendiert, wie Bezirksamtmann Jonathan
Winter dem Großh. Landeskommissar für den Oberrheinkreis berichten
mußte. Von besonderer Schwere kann sein Abweichen von der erwarteten
Norm nicht gewesen sein, da ein Verfahren gegen ihn nicht angestrengt
wurde. Die ehrenamtliche Tätigkeit eines Gemeinderats wurde mit 2 Gulden
im Jahr vergolten, Hermann erhielt nur 1 Gulden 40 Kreuzer, sein
Nachfolger Ottmar Haberstroh, am 9. November 1949 amtlich verpflichtet,
für die kurze Zeit seiner Amtsdauer im Rest dieses Jahres 20 Kreuzer7.

Wie war dagegen die Haltung der „Studierten", der „Intelligenz", im
Dorf?

Zunächst sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen Heinrich
Hansjakobs in der Erzählung „Die Buren am Wildsee"8 über den Lehrer
Ludwig Anton Advokat zu präzisieren, da bei Hansjakob oft der Dichter
über den Historiker gesiegt hat. Er erweckt den Eindruck, als sei Advokat
in den Revolutionsjahren noch Lehrer in Gremmelsbach gewesen. Anno
1849 machte der Advokat in Gremmelsbach, wie fast alle Advokaten, auch
in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Die Angaben durch einen alten
Schüler mögen ihre Richtigkeit haben, was seine Pädagogik angeht, seine
Dienstzeit in Gremmelsbach begann am 18. Juni 1831. Nach einigen Jahren
erfolgreicher Lehrertätigkeit, wofür ihn der Gemeinderat und Bürgerausschuß
für eine Auszeichnung vorschlugen, galten seine Interessen mehr
der Mehrung seines Wohlstandes; der ehemalige Holzkaufmann konnte das
Kaufmannsgeschäft nicht lassen, wurde mit noch zwey Theilnehmem Eigentümer
eines großartigen Bauernhofes ... mit vielen Gütern in Rends-
berg, trieb auch noch anderweitige Geschäfte und Spekulationen wie den
Kauf der „Lilie" in Triberg, den Bau der „Forelle" in Gremmelsbach, so
daß für den Hauptberuf weder Zeit noch Kraft blieb. Verwaltung, Culti-
wirung und Aufsicht nahmen ihn zu sehr in Beschlag. Um Vorwürfen von
Gemeinde und Schulbehörden, die mit dem Fleiß des Lehrers Advokat
nicht mehr zufrieden sind, zu begegnen, schlug er vor, für zwei oder drei
Jahre einen Hilfslehrer auf seine Kosten einzustellen, er wollte diesen nach

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