Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 266
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0266
die Versetzung nach Mauchen bei Müllheim, ausgesprochen am 28. September
184917. Am 5. November 1849 verließ er Gremmelsbach18.

Und daraus ergaben sich für den Großh. Kath. Oberkirchenrat in Karlsruhe
und die örtliche Schulvisitatur Schwierigkeiten. Mit der Unterrichtung von
150 Schülern wurde für die Zeit vom 4. November 1849 bis zum 6. Februar
1850 Unterlehrer Stephan Bausch von Triberg beauftragt. Keine leichte
Aufgabe! Er hatte am Mittwoch und Samstag den Weg von fünf Viertelstunden
zurückzulegen. An Sonn- und Feiertagen besorgte er zusätzlich
den Organistendienst und die „Sonntagsschule", die übrigen Schultage
stand Pfarrer Hettich ein, ein in der Schule sehr engagierter Geistlicher19.
Bausch mußte bei Sturm und Schneegestöber bei 3 bis 4 Fuß tiefen Schnee
watten. Schwitzen und Erkältungen wechselten sich ab, nicht nur seine
Kleidung litt darunter, sondern auch seine Gesundheit. In einer Eingabe an
die Dienstbehörde schien ihm eine Vergütung von wenigstens 10 Gulden
35 Kreuzer nicht zuviel. Sie wurde unverzüglich abgelehnt. Nicht zu erkennen
ist, ob diese Ablehnung mit der ernsten Ermahnung und Versetzung
in Verbindung zu bringen ist, denn auch er hatte sich revolutionäre
Haltung zuschulden kommen lassen: Soll den meuterischen Soldaten ein
Hoch gebracht haben, konnte nicht ganz ermittelt werden2®. Eine andere
Stelle weiß es detaillierter: Der kath. Unterlehrer Bausch in Triberg brachte
auf offener Straße den durchziehenden räuberischen Soldaten ein Hoch
aus, munterte die Leute zur Theilnahme an den (sie) Aufruhr auf, verbreitete
Flugschriften, zog bewaffnet am 7. Juni nach Freiburg, wovon er jedoch
wieder zurückkehrte. Mehrere Beweise kann der Gendarmeriebrigadier
Haßmann namhaft machen2^.

Gremmelsbach drängte auf geordnete Verhältnisse, denn die Revolution
wirkte im schulischen Bereich noch lange nach. Hauptlehrer Bernhard
Ludwig Blum kam seiner Versetzung nach Gremmelsbach nicht nach, wurde
dann von Haslach nach Kehl versetzt22. An seiner Stelle traf es Unterlehrer
Wilhelm Bach23. Wegen Ausstreuens falscher Gerüchte könnte es
sich um eine Strafversetzung gehandelt haben (3. Februar 1850).

Auch der Nächste, Hauptlehrer Anton Stemmer24, konnte in Gremmelsbach
keine Wurzeln schlagen. Politisch zwar unverdächtig - am bisherigen
Dienstort Bleichheim hatte er von politischen Umtrieben immer nach Kräften
abgemahnt - war er aber mit dem Vorwurf sittlicher Verfehlungen konfrontiert
, der Vater von sieben Kindern! Trostlos seine Lage: Gehaltsminderung
in einem Dorf gleichsam von der Welt entfernt, hinter Hochgebirgen
und Felsenklippen! Wegen einer dienstpolizeilichen Untersuchung
wurde er einstweilen vom Dienst suspendiert. Doch mit der Revolution
hatte dies nichts mehr zu tun.

266


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0266