Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 270
(PDF, 129 MB)
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ständlicherweise halten die Gemeinderatsakten die Aktivitäten der legitimen
staatlichen Gewalt fest, Unternehmungen, Anschaffungen, die in der
Gemeindekasse zu Buche schlugen. Anzuschaffen bzw. herzustellen waren
Patronentaschen, Tornister und die Materialien dafür, für Handwerker und
Kaufleute ein sehr kurzlebiger Nebenverdienst. Offenbar war Eile geboten,
denn Johann Faller machte am 8. Juni 1849 eine Rechnung auf für die Verfertigung
von 28 Donister mit 5 Weibspersonen und 2 Mannspersonen
nebst Schreinerarbeit auf Kost und Lohn, an der er Tag und Nacht (von
Dienstagmittag bis Mittwochmittag) gearbeitet hatte: 6 Gulden 36 Kreuzer.
Ebenso hatte er mit sieben Personen 22 Patronentaschen hergestellt. Anzuschaffen
waren dafür zum Beispiel 26 Stück Bürgerwehrdornisterhaften
und Ring, Leder zur Ausrüstung der Bürgerwehr, Schnallen, Bindfäden,
300 Käpsele für Büchsen der Bürgerwehr, auch für drei Gulden 36 Kreuzer
Pulver, gekauft von Handelsmann King. Eine Ausgabe von 7 Gulden 12
Kreuzern hatte Gemeinderechner Lorenz Schwer für die Einquartierung
der Gremmelsbacher Bürgerwehr von 24 Mann am 2. und 3. Juni 1849 in
Triberg. Dies scheint die einzige kollektive Maßnahme, wohl einer
Manöverübung vergleichbar, auf Seiten der revolutionären Staatsgewalt gewesen
zu sein.

Die Geschichte hat manchmal ihren eigenen Humor. Die Verfassung blieb
nicht lange in Kraft. Die Revolution wurde gewaltsam beendet. Bürgermeister
Reiner sah sich am 10. November 1849 zu folgender Bekanntmachung
veranlaßt: Im Rößlewirtshaus werden nach dem Gottesdienst (am Sonntag,
18. November) die Tornister und Patronentaschen, welche für die hiesigen
Bürger angeschafft wurden, öffentlich an den meistbietenden gegen gleich
baare Bezahlung versteigert werden, wozu man die Liebhaber höflichst
einladet.

Aber das Leben war trotz der Revolution weitergegangen.

Hauptlehrer Diebold erhielt mit der größten Regelmäßigkeit sein „Schulgeld
", sein Honorar für den „Mößnerdienst", für die Besorgung der Kirchenuhr
. Von Rößlewirt Johann Dold wurde das Schulholz für 24 Gulden
30 Kreuzer bezogen, von Buchbinder Otto von Triberg Impressen für die
Schule für 1 Gulden 21 Kreuzer. Ein Hochwasser zerstörte den „Vizinal-
weg" am 14. Januar 1849, die Reparaturarbeiten wurden in sieben Losen
ausgeschrieben, sie mußten am l. Oktober beendet sein. Dem Grispinus
Kuner wurden für Arbeiten am „Kinhalteweg" 8 Gulden 24 Kreuzer bezahlt
. Glaser Magnus Haas hatte ungeachtet aller Unruhen für die Gemeinde
die Orgel ausgebessert, die Kirchenuhr gereinigt, vier Fensterscheiben
eingesetzt, eine Schreibtafel angefertigt, einen „Kirchenstuhl" repariert
und die Vorfenster im Schulzimmer aufgestellt. Auch die Brauchtumspfle-

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