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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 284
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vor sie den Marktplatz erreicht hatten, mit zwei Kanonenkugeln begrüßt
worden sein. Obwohl niemand zu Schaden gekommen war, flohen die Bürgerwehr
-Kanoniere ohne Kanone Hals über Kopf nach Hause. Die Soldaten
waren so erbost, daß jede Triberger Wohnung peinlich genau durchsucht
wurde. So soll auch die Wohnung eines damals sehr bekannten Uhrenfabrikanten
in der Hauptstraße gefdzt worden sein, ohne daß die Soldaten etwas
Verdächtiges gefunden hätten - im Gegenteil: an der Stubenwand hing das
Bildnis des Großherzogs. Als ein Soldat das Bild näher betrachtete, soll die
vierjährige Tochter des Hauses ihn am Uniformärmel gezogen und in Triberger
Mundart gesagt haben: „Du Soldat, wenn de des Bildle rumdrehsch,
no siisch uf de andere Side dr Hecker." Dieser Satz ließ das Blut in den
Adern der Eltern buchstäblich erstarren, aber es geschah nichts. Der so angesprochene
Soldat ging weiter; entweder hatte er den mundartlichen Hinweis
nicht verstanden oder er war innerlich selbst republikanisch gesinnt.48

Zusammenfassung der aus der lückenhaften Aktenlage gewonnenen
Erkenntnisse

Die Verhältnisse während und nach der 1848/49 Revolution stellen sich im
Amtsbezirk Triberg somit recht verworren dar. Aus den wenigen erhaltenen
und zum überwiegenden Teil auf Berichten der obsiegenden großherzoglichen
Partei beruhenden Quellen geht hervor, daß die Begeisterung der
Bevölkerung im Amtsbezirk für die neue Sache mit zunehmender Dauer
des Aufstands stark abnahm. Gleichzeitig zeigten sich die in der Gegend
operierenden republikanischen Einheiten äußerst demoralisiert. Sie desertierten
massenweise, nachdem die Bundestruppen, die das Großherzogtum
zu Hilfe gerufen hatte, sich mehr und mehr durchsetzten. ,Rette sich, wer
kann', hieß es schließlich für viele Aufständische, denen es gelang, die
Schweiz zu erreichen, wo sie interniert wurden. Andere, vor allem Mitglieder
der revolutionären Verwaltung, ließen sich überrollen und waren noch
im Dienst, als der großherzogliche OAmtmann Winter sich zur Untersuchung
im Amtsbezirk aufhielt. Seine Erkenntnis über die Verhältnisse im
Amtsbezirk Triberg gipfelte in der bereits a.a.O. zitierten Feststellung: Im
Ganzen war das Verhalten des Amtes vor, während u nach der Revolution
ein durchaus unentschiedenes schwaches. Eine Anpassungsleistung sondergleichen
vollbrachte in dieser Hinsicht offensichtlich der Amtsvorstand
OAmtmann Gißler, der sich sowohl während als auch nach den Wirren im
Amt halten konnte und damit der Bevölkerung möglicherweise noch mehr
Unbill ersparte, als sie ohnehin ertragen mußte. Darüber hinaus wurden
Untersuchungen wegen revolutionärer Umtriebe von Seiten des Bezirksamts
, wenn überhaupt, nur widerwillig eingeleitet. Im Gegenteil wurde
versucht, involvierte Personen durch Beurteilungen, die an die Behörde des

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