Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 293
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0293
„Wenn es einmal Ernst wird, sich zu befreien .. ."

Die revolutionären Ereignisse 1848/49 in Schiltach und Lehengericht
Hans Harter

Als im Jahr 1846 der erst zwanzigjährige Lehrer Johann Höflin' seine erste
Stelle in Hinterlehengericht antrat, wurde er eines Abends in Schiltach „zu
Licht eingeladen". Gastgeber war Altbürgermeister Johann Georg Arnold
(1774-1848),2 von Beruf Schiffer und Wirt. 1808 war er zum Schultheiß
des damals noch württembergischen Schiltach ernannt worden, ein Amt,
das er auch nach der Zuteilung der Stadt zum Großherzogtum Baden im
Jahr 1810 behielt (bis 1826). Von 1832 bis 1846 stand er nochmals als Bürgermeister
an der Spitze der Gemeinde und wurde bei seinem Abschied
von Großherzog Leopold mit der kleinen goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet
.

Wie Arnold an jenem Abend dem neuen Lehrer erzählte,3 hatte er in seiner
Amtszeit schwere Auseinandersetzungen mit dem evangelischen Stadtpfarrer
Mahla (1820-33), der die Leute gegen ihn hetzte, auf dem Rathaus das
Kommando führen wollte . . . und der Gemeinde die Leistung eines weiteren
Zehntens, des sog. Zwetschgenzehntens, zumutete. Nach der Versetzung
des Pfarrers habe die ganze Gemeinde tief aufgeatmet, man
beglückwünschte sich gegenseitig in der frohen Hoffnung, jetzt endlich
einmal Ruhe zu bekommen. Das Widerwärtige und Ärgerliche, das der
Pfarrer dem Bürgermeister bereitet hatte, ließ den alten Schulzen jetzt aber
um den jungen Lehrer bangen, der in Gestalt der kirchlichen Schulaufsicht
nun ebenfalls in eine nähere Berührung mit der Geistlichkeit geriet: Wenn
ich wüßte, daß Ihnen die Pfaffen Ihr Leben auch so sauer machen würden,
wie es bei mir der Fall war, so würde ich Ihnen als guter Freund raten,
sobald als möglich das Lehrfach mit einem anderen Beruf zu vertauschen.

Arnolds Gesprächspartner Höflin sagt dem ehemaligen Bürgermeister jedoch
seinerseits ein strammes Regiment nach, der namentlich das Polizeiamt
in strenger, unnachsichtiger Weise verwaltete, sein Prinzip war Ordnung
um jeden Preis. So mag er wohl dem einen oder dem anderen Bürger
zu nahegetreten - und im Übereifer mit einer gewissen Härte verfahren
sein, so daß vor allem die jüngere Bürgerschaft eine Art Unbequemlichkeit
unter seinem Regiment empfand. Dazu kam seit den 1840er Jahren ein
neuer Zeitgeist, als das badische Abgeordnetenhaus mit seinen Führern
Itzstein, Welker, Sander usw. dem Polizeistaat scharf zu Leib ging, so daß

293


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0293