Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 295
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0295
Zur Wirtschafts- und Sozialstruktur von Schiltach und Lehengericht
um 1848

Zum Jahr 1816 wird Schiltach als ein kleines Städtchen mit 1282 Seelen
beschrieben, in dem neben dem Erwerb durch Handwerker und etwas
Ackerbau eine Hauptnahrungs-Quelle der Einwohner der Floßhandel auf
der Kinzig (ist), der besonders durch Schiffer von Schiltach und Wolfach
mit Lebhaftigkeit betrieben wird. Durch diesen Handel, besonders durch
das Verflößen der sogenannten Holländerbäume, die zum Schiffbau bestimmt
, auf dem Rhein nach Holland gehen, kommen in dieser Gegend bedeutende
Geldsummen in Umlauft

1836 bezifferte eine Volkszählung die Einwohnerzahl auf 1541 Seelen;
worunter 290 Bürger und 40 Witwen? so daß innerhalb von dreißig Jahren
ein Bevölkerungswachstum von 20% eingetreten war. Damals gab es 185
Wohnhäuser, drei Mühlen, drei Sägmühlen, zwei Ölmühlen, zwei Werkreiben
, drei Walkmühlen und vier Lohmühlen. Die Schule zählt . . . 231
Schüler in vier Klassen. Das Steuerkapital beträgt für Grundsteuer:
132 130 Gulden; für Häusersteuer: 173 425 Gulden; für Gewerbesteuer:
338 725 Gulden . . . Von Gewerbetreibenden befinden sich in Schiltach: ein
Apotheker, achtzehn Bäcker, zwei Barbiere, sechs Bierbrauer, zwei Drechsler
, drei Färber, drei Glaser, fünf Kaufleute, zwei Krämer, vier Hafner, acht
Leineweber, zwölf Metzger, fünf Maurer und Steinhauer, ein Messerschmied
, zwei Nagelschmiede, dreizehn Rothgerber, drei Sattler, ein Salpe-
tersieder, zehn Schneider, sechs Schreiner, drei Schlosser, drei Schmiede,
fünfzehn Schuhmacher, zwei Seckler, neun Stricker, ein Strumpfweber, fünf
Tuchmacher, zwei Wagner, sechs Weißgerber, acht Schildwirthe, vier
Straußwirthe, sechs Zimmermeister und zwölf Holzhändler oder Schiffer;
die übrigen Bürger sind Flößer, Landwirthe oder Taglöhner; sodann wird
dahier noch eine Ziegelhütte betrieben}

Mit weniger als 2000 Einwohnern kaum Landstadt-Größe erreichend, lebte
man in Schiltach in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Hauptsache
vom (offensichtlich übersetzten) Kleinhandwerk und von der Flößerei,
dazu wurde in der Regel landwirtschaftlicher Nebenerwerb betrieben, so
daß man von einem „Ackerbürgerstädtchen" sprechen kann. Als Markt-
und Gewerbeort sowie kirchlicher Mittelpunkt besaß Schiltach eine gewisse
überörtliche Bedeutung, vor allem auf Grund des Arbeit und Wohlstand
schaffenden Fernhandelsgewerbes der Flößerei. Die zwölf Holzhändler
oder Schiffer, die es mit ihren Flößergespannen betrieben, ragten in puncto
Vermögen und Weitläufigkeit mit Sicherheit aus der sonst kleinbürgerlichen
Gesellschaft des Städtchens heraus.

295


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0295