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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 296
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Für Lehengericht betrug die Einwohnerzahl 1816 669 Seelen? Im Jahr
1836 dann schon 40% mehr, nämlich 491 Seelen. Die Zahl der Bürger wird
mit 154 angegeben, unter diesen sind: 87 Landwirthe, 27 Leibgedinger, 21
Gewerbetreibende. Es befinden sich daselbst: eine Papierfabrik mit zwei
Bütten und achtzehn Arbeitern, zwei Mühlen, ein Schildwirth, ein Bäcker,
vier Leineweber, ein Schmied, ein Schreiner, vier Schneider, zwei Schuhmacher
, zwei Wagner, ein Zimmermann und neunzehn Taglöhner . . . Die Zahl
der Häuser beläuft sich auf 112. Zur Zeit bestehen 28 kleine und große
Höfe und 59 Gütchen.10

Auf Lehengerichter Gemarkung, am Hohenstein unterhalb Schiltachs, war
im Jahr 1841 in Gestalt einer mechanischen Spinnerei und Zwirnerei der
erste größere Fabrikbetrieb des mittleren Schwarzwalds begründet
worden." Dieses bahnbrechende Ereignis beschrieb 1898 der schriftstel-
lemde Pfarrer Heinrich Hansjakob, für den damals „der Fabrikteufel" ins
Kinzigtal gekommen war, „um zu schauen, wo er seinen Unsegen verbreiten
könnte."12 Tatsächlich gingen die Geschäfte der „Nähfadenfabrik Hohenstein
" schlecht, so daß bereits 1846 zwei Teilhaber aus der Gesellschaft
austraten und ihre Anteile an den Hauptgeldgeber Simon Armbruster, Bauer
im Holdersbach (Schapbach), verkauften.13 Dieser, den Hansjakob als
„Simon der Bur" literarisch verewigte, geriet in wachsende Verschuldung,
so daß die Fabrik im November 1849 versteigert werden mußte. Den
schlechten Geschäftsgang führt Hansjakob auf Fehlspekulationen und unternehmerisches
Unvermögen zurück, den Zusammenbruch auf „große
Zinsen und ungetreue Mitarbeiter", schließlich hätten ihn „die Revolutionsjahre
und deren Rückschlag im Kreditwesen niedergeworfen."14

Der „Franzosenlärm"

Am 23. März 1848 „traf von dem badischen Ort Schiltach die Nachricht
ein, daß sich dort alles bewaffne".15 Grund war der sog. „Franzosenlärm",
das zwischen dem 22. und 26. März rasch anschwellende Gerücht, Franzosen
zögen plündernd und mordend durch die Lande. In der Pfarrchronik
des württembergischen Nachbarorts Sulgen wird die Situation höchst dramatisch
beschrieben: Auf einmal heulten die Sturmglocken aller Orten wie
bei einem allgemeinen Brande, und im Tone der Verwirrung und Verzweiflung
schrieen Jung und alt: ,20 000 Mann entlassene Arbeiter aus Frankreich
ziehen schon von Offenburg nach Wolfach unter Sengen und Brennen.
Auf! Ihnen entgegen!' hieß es allum, und Männer von allerlei Alter mit
Furken, Sensen, Flinten und Säbeln zogen aus, dem Räubervolke Einhalt
zu thun, das gleich dem Orcane daher brause}^

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