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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 299
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0299
Eine „Umsturzparthei" in Schiltach?

In der Nacht vom 24J25. April 1848 fand sich der Maurer Vogt von
Schiltach betrunken auf der Wachtstube in Wolfach ein, und hatte einen
Brief, wovon er sagte, daß er sich auf den Freischarenzug beziehe. Vogt
wurde verhaftet und der Brief geöffnet: Er war an Haslacher gerichtet, denen
mitgeteilt wurde, die Schiltacher könnten nicht abziehen, bevor die
Schramberger zu ihnen gestoßen wären; die Haslacher möchten einstweilen
abziehen.31

Der sogleich alarmierte Amtmann Lindemann vom Bezirksamt Hornberg,
zu dem Schiltach damals gehörte,32 traf auf diese Nachricht hin die nöthi-
gen Anordnungen, daß von Schiltach niemand wegzog. Er setzte sich auch
mit dem württembergischen Oberamt Oberndorf in Verbindung, um zu verhindern
, daß die Freischaren bei Freiburg Zuzug von Schramberg erhielten
. So kam es in Schiltach nicht zu einem Auszüge, wie jetzt dort wieder
vollkommen Ruhe eingetreten ist?3

Unruhig war jedoch die Amtsbehörde geworden, die gegen den flüchtigen
Commis Ludwig Wilhelm aus Lehengericht bzw. Schiltach, den sie als
Verfasser des abgefangenen Briefs ermittelte, sowie verschiedene Einwohner
von Schiltach wegen beabsichtigten Aufruhrs und Aufreizungen dazu
polizeiliche Untersuchungen anstrengte.34 Deutlich war, daß Wilhelm dabei
eine führende Rolle einnahm, der auch mit Haslachern und Leuten aus
Schramberg in Verbindung gestanden zu sein scheint35 während dem Boten
Mann Vogt von Schiltach vorgeworfen wurde, daß er einen Botengang
für eine Umsturzparthei machte.36

Eine Umsturzparthei in Schiltach, die den Freischaren bei Freiburg helfen
wollte, dies ist die erste Nachricht darüber, daß es im Frühjahr 1848 in dem
Städtchen und seinem bäuerlichen Umland, dem seit 1817 selbständigen
Lehengericht,37 politisch unruhig wurde. Anlaß war der „Hecker-Zug", die
direkte revolutionäre Aktion zur Gründung des freien Volksstaats durch
Friedrich Hecker vom 13.-20. April. Ihm wollte man von hier, aber auch
von Schramberg und Haslach, zu Hilfe eilen, jedoch zu spät, als er bereits
an der Macht der Regierungstruppen gescheitert war.38

Von Haslach i. K. ist bekannt, daß es republikanisch verrückt war;39 der
Heckeraufstand wurde dort mit großer Begeisterung verfolgt und mehrere
Haslacher schlössen sich ihm an. Auch in Schramberg wurden, wie es in
einem amtlichen Bericht heißt, die dem neuen FreiheitsGeiste nachgefolgten
Extreme mit Leidenschaft genährt, man sah die Bewegungen im Badischen
mit gespanntester Aufmerksamkeit und hätte hier den „Christus

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