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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 301
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1848 waren in insgesamt 201 Haushalten und im Rathaus zu verschiedenen
Zeiten Soldaten der badischen (11. Infanterie-Regiment von Freydorf) und
württembergischen Armee einquartiert.48

Eine Petition aus Schiltach und Lehengericht an die Nationalversammlung
in Frankfurt

Als die im April 1848 gewählte erste deutsche Nationalversammlung in
der Frankfurter Paulskirche mit ihrer Arbeit begann, wurden ihre Debatten
von einer Welle von Petitionen von Privatpersonen,49 Berufsgruppen, Gemeinden
, Volksversammlungen und Vereinen begleitet, insgesamt mehr als
20 000, von denen eine im August 1848 auch in Schiltach und in Lehengericht
diskutiert und von insgesamt 149 Schiltachern bzw. 120 Lehengerich-
tern unterschrieben wurde.50 Sie ist Teil einer umfangreichen Sammelpetition
, die damals kursierte und aus 36 weiteren badischen Orten (u. a. Lahr,
Mietersheim, Ottenheim, Oberharmersbach, Schweighausen) sowie dem
württembergischen Schramberg (hier mit 240 Unterschriften)51 in jeweils
leicht abgewandelter Form nach Frankfurt geschickt und dort vom Abgeordneten
Gustav Rösler aus Oels (Schlesien)52 der Nationalversammlung
überreicht wurde.

Mit ihr mischten sich die Unterzeichner in die sog. „Schulfrage" ein, bei
der es um die Oberaufsicht der Kirchen über die Volksschulen ging, die
zum Zankapfel zwischen Klerikalen und Liberalen wurde. Die Beendigung
der kirchlichen Schulaufsicht, unter der vor allem die Lehrer litten, wie
auch deren materielle Besserstellung, waren 1848 wichtige bildungspolitische
Forderungen. Nicht ohne Grund hatte der Schiltacher Alt-Bürgermeister
1846 den Lehrer Höflin ob seines Schicksals, jetzt auch in eine
nähere Berührung mit der Geistlichkeit zu kommen, bedauert und ihm
geraten, sich einen anderen Beruf zu suchen. Bekannt wurde der Fall des
Lehrers L. Peter in Bannholz bei Waldshut, der 1847 wegen des „Pfaffenjochs
" Selbstmord beging: Es sei dies ein schweres Joch, welches schon
manche edle und unschuldige Seele zu Boden gedrückt hat. Ich rechne
mich zwar nicht zu den edelsten dieser Seelen, allein auch mir ist endlich
unerträglich geworden, und wenn es in der andern Welth auch Pfaffen hat,
so werde ich mich noch einmal seihst entleihen. "53

Dagegen verteidigten beide Kirchen ihr Aufsichtsrecht über die Schulen
unter dem Etikett der „Freiheit", nämlich der von staatlicher Einflußnahme
, und traten kämpferisch für die Konfessionsschule als Schulform ein.
Von katholischer Seite wurden die „Piusvereine" gegründet, von ihren liberalen
Gegnern als „Ultramontane" und „Jesuiten" beschimpft, die seit dem
Sommer 1848 einschlägige Petitionen an die Frankfurter Nationalver-

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