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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 303
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Dagegen erheben sich aber unter allerlei Vorwänden die Jesuiten und Pietisten. Sie
mißtrauen dem Staat und geben vor: wenn die Schule eine Staatsanstalt würde, so käme die
Religion in Gefahr. Es wäre aber sonderbar, wenn die Religion in Gefahr kommen sollte, da
doch die Geistlichen selbst den Religionsunterricht zu ertheilen haben werden. Wenn dieses
wäre, so müßte man die Geistlichen entfernen; denn Geistliche, welche die Religion in Gefahr
bringen, kann man nicht gebrauchen. Man kennt aber die Jesuiten und ihre Anhänger,
und weiß, daß es ihnen nicht so sehr um die Religionsgefahr, als um die Gefahr zu thun ist,
die ihrer Herrschaft droht, wenn das Volk in den Staatsschulen aufgeklärt wird.

Um dieser Gefahr zu entgehen, wollen die den Unterricht der Jugend ganz, in ihrer Hand
behalten, und da dies bei dem Schulwesen offenbar nicht geht, so verlangen sie sogenannte
Unterrichtsfreiheit. Diese Art von Freiheit würde aber das Volk in Rohheit und Dummheit
hineinführen und es daher aufs Neue den Polizeimännern und den Jesuiten in die Hände
liefern. Denn viele arme Leute, die ihre Kinder zu ihren Geschäften benützen können, würden
diese Freiheit benützen, um die Kinder ganz, ohne Unterricht aufwachsen zu lassen, und
das würde die Folge haben, daß man in kurzer Zeit das, was für die Schule jetzt gespart
würde, dreifach für Zuchthäuser und ihre Bewohner hingeben müßte. Sodann würden
die Jesuiten und Pietisten mit dem Gelde, in dessen Besitz sie stets zu gelangen wissen,
Schulen gründen, in welchen die Jugend zu Pfaffenknechten erzogen würde. Da keine
Staatsschulen bestehen würden, so hätten die ordentlichen Bürger, welchen es um das
zukünftige Wohl ihrer Kinder zu thun ist, nur die Wahl, ob sie diese ohne Unterricht aufwachsen
lassen oder in die Jesuiten- und Pietistenschule schicken wollten. Eine solche
Freiheit aber, die nur den Ultramontanen in die Hände arbeitet und die das Volk ins Verderben
führt, wollen wir nicht, und hoffentlich wird die Nationalversammlung den Bestrebungen
dieser Art Leute keinen Vorschub leisten, auch wenn diese noch mehr Unterschriften
sollten beibringen, als sie schon beigebracht haben.

Wir können die Unterzeichner der vielen Petitionen um Unterrichtsfreiheit nur für Verführte
halten. Wir bitten daher die hohe konstituierende Nationalversammlung wolle

1) dem Drängen der Jesuiten und Pietisten und ihrer Anhänger um sogenannte Unterrichtsfreiheit
, als eine Sache, die das Volk ins Verderben führen würde, keine Folge geben
, dagegen

2) die Jugendbildung auf Staatskosten und in Staatsanstalten als ein Grundrecht des deutschen
Volkes, erklären.

Schiltach im Großherzogthum Baden den Ilten August 1848.

Hochachtungsvoll unterzeichnen sich:

Gemeinderath: I. Trautwein, Bürgermeister (1); Jacob Bühler (2); J. B. Trautwein (3); Joh.
Georg Holzmann (4); Christian Trautwein (5); Christian Trautwein (6).

Bürgerausschuß: Obmann Stoerzer (7); Andreas Wöhrle (8); Johann Georg Sum (9); Johannes
Schweiker, Bierbrauer (10); Abraham Wolber (11); Joh. Ulrich Trautwein (12);
Aberham Trautwein (13).

Aug. Leicht (14); Chr. Bothmer (15); (?) Trautwein (16); Rudolf Armbruster (17); Gustav
Eyth (18); Gottlieb Wolber (19); Philipp Wolber (20); Joh. Christ. Trautwein (21); Christian
Jäkle (22); Vayhinger (23); Christian Wolber (24); Eduard Armbruster (25); Jacob Bick
(26); Abraham Trautwein (27); Johann Friedrich Mast (28); Johannes Engelmann (29);
Jobs. Adrion (30); Albert Leicht (31); Christ. Trautwein (32); Chr. Heinzmann (33); Joh.

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