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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 318
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nach. Ihr Eingreifen war sicher mehr als ein „köstliches Geplänkel",122
wenn auch nicht gerade ein Beispiel dafür, daß „Frauen selbst zu den Waffen
(griffen)."123 Aber als Akt der Solidarität wird man ihr Handeln schon
betrachten dürfen, auch als Engagement für die revolutionäre Sache, für
die sie, wie ihre in der Bürgerwehr dienenden Brüder,124 eintraten.

Ganz anders war die Reaktion von Frederieke Trautwein, der Ehefrau des
mit der „Wehr-Mannschaft" ebenfalls nach Offenburg gezogenen Bäckers
und Flößers Johannes Trautwein.125 Mit Datum des 11. Mai 1849 schickte
sie ihm einen Brief hinterher, der in der Familie bis heute aufbewahrt
wird:126 Lieber Mann! Ich muß Dir noch einige Zeilen schreiben indem
mich die Angst dazu bringt wegen der Offenburger Versammlung, diese
Männer wo auch (noch?) hinunter wollen versehen sich die meisten mit
Gewehren und wen sie mit Gewehren kommen und Militär dort ist, so ist
der Krieg schon angekündt. Ich will es Dir nur kurz sagen daß Du an Deine
Kinder denken sollst welche Du an den Bettelstab bringst durch Deinen
Eigensinn. Du mußt fort und selber die Freiheit erringen, dann hast Du
keine Schuld, wen Du Dich aber jetzt hinwagst so ist es Deine Schuld. In
Eil, Dein treues Weib Frederieke Trautwein.

Sie verbindet Revolution mit Gewalt und Krieg, daran könne man sich
nicht beteiligen, da sie nur Elend brächten. An erster Stelle steht die Sorge
um die Familie, und Freiheit ist die Erfüllung dieser Pflicht, wenn man
sich nicht schuldig machen will. Der Unterschied in Gesinnung und Haltung
der Ehefrau und Mutter im Vergleich zu den beiden in der Öffentlichkeit
aufgetretenen ledigen Frauen ist deutlich, so daß das Thema „Frauen
während der Revolutionsereignisse" verschiedene Gesichter hat, die von
der jeweiligen Lebenswirklichkeit der Beteiligten bestimmt wurden.

Diese war für die Ehefrauen, Mütter, Schwestern und Nachbarinnen der
anfangs Juni 1849 ins Feld gerückten Schiltacher Bürgerwehrmänner vor
allem von Sorge und Fürsorge bestimmt, die ihren Ausdruck in einer
großen Spende von Verbandsmaterial und Kleidern für kranke und verwundete
badische Wehrmänner fand. Diese Aktivität war es dem badischen
Kriegsminister Werner wert, sie als patriotische Gaben am 18. Juni 1849 in
der ,Karlsruher Zeitung' zu rühmen, unter namentlicher Aufführung von
68 beteiligten Schiltacher Frauen:

J. B. Trautwein, Frau (1), und Fr. Trautwein, Witwe (2); Ziegler Ulrich, Frau (3); L. Bühler
(4); Philippine Wagner (5); M. Störzer (6); J. Magd. Trautwein (7); J. F. Koch, Frau (8);
Franziska Ziegler (9); Barb. Bühler, Müllerin (10); Chart. Trautwein (11); L. Stählin (12);
Scheerer Sattler, Frau (13); J. Gg. Dietern, Frau (14); Barbara Müller (15); Jul. Bothner
(16); A. Leicht, Frau (17); M. Trautwein zum Ochsen (18); Gottlieb Rauchenstein (19) und
Margaretha Trautwein (20); Wiesner, Zimmermanns Frau (21); J. Trautwein zum Bären

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