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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 331
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Einer der bekanntesten Wolfacher Bürger des 19. Jahrhunderts ist Theodor
Armbruster (1815-1898), genannt der Seifensieder. Seine Beliebtheit verdankt
er dem Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob, der Armbrusters Lebensgeschichte
in seinem Buch „Waldleute" 1897 veröffentlichte24. Einen
breiten Raum in der Erzählung widmet Hansjakob der badischen Revolution25
, deren Opfer Armbruster geworden war. Die Erzählung beruht im wesentlichen
auf den selbst geschriebenen Lebenserinnerungen Armbrusters26
und den Tagebuchblättern, die er während seiner Haft in Freiburg vom
22. Juli bis zum 4. September 1849 schrieb.

Armbruster berichtet in seinen Lebenserinnerungen, daß er zur freisinnigen
Partei gehörte und 1849 in den Sicherheitsausschuss gewählt wurde, der
dafür zu sorgen hatte, daß es keine Unordnungen gab und niemand zu
schaden kam27. Im Sicherheitsausschuss gab es neben den Revolutionären
viele von Armbruster sog. Aristokraten. Die Lage in Wolfach war so ruhig,
daß der Ausschuß nie in Aktion treten mußte, mit einer Ausnahme: Am 2.
Juli 1849 übernachtete in Wolfach August von Willich28 (1810-1878) mit
seinem Freikorps mit ca. 700 bis 800 Mann auf der Flucht in die
Schweiz29. Das Korps bestand aus Studenten, Kaufleuten und sonst gebildeten
Leuten; Willichs Adjutant war Friedrich Engels (1820-1895)30. Es
fiel bei dieser Übernachtung nichts Außergewöhnliches vor. Am nächsten
Tag zog das Korps weiter nach Waldkirch. Der Wolfacher Müllers-Sohn
Xaver Jobs diente bei diesem Korps, zu dem eine Batterie mit sechs Geschützen
gehörte, als Kanonier.

Um sich selbst von der politischen Lage zu überzeugen, fuhr Armbruster
im Juli 1849 nach Rastatt, wo alles in Unordnung war; alles, was er durch
die Zeitung erfahren hatte, war unwahr. Während seines Aufenthaltes in
Rastatt wurde ein der Spionage angeklagter Jude erschossen. Als Armbruster
nachmittags wieder fort wollte, war die Eisenbahn bis Baden-Baden-
Oos gesperrt, wohin er zu Fuß gehen mußte; er fuhr dann abends mit dem
Zug nach Offenburg, von wo aus ein Fuhrwerk ihn über Nacht nach Wolfach
brachte. Unterwegs berichtete er in jedem Ort über die aussichtsslose
Lage, sodaß keine weiteren Freischaren mehr abgeschickt wurden und die,
die bereits unterwegs waren, wieder umkehrten.

Am 22. Juli kamen die Preußen nach Wolfach. Bereits eine halbe Stunde
unterhalb Wolfachs beim Hagenbuch wurden die Preußen von den Denunzianten
Dekan Franz Xaver Ochs, Baltharsar Göringer, Amtsrevisor Müller
, Freiherr von Hetzendorf und Bürgermeister Joseph Bührer empfangen.
Sie übergaben den Offizieren einen Zettel mit den Namen der Wolfacher
Revolutionäre: Theodor und Josef Armbruster, Rechtsanwalt Andreas Burger
sowie Kaufmann Wilhelm König. Als dies Th. Armbruster sah, ging er

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