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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 332
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nachhause. Er schreibt dazu in seinen Lebenserinnerungen: Zu Hause angekommen
, waren die Soldaten schon da und einer fragte meine Frau, wo
ich sei, und ich hörte noch die Antwort von ihr, daß ich nicht da sei. Nun so
muß das Haus untersucht werden, sagte der Soldat; in diesem Augenblick
trat ich ein und sagte ,Das ist nicht nöthig, hier ist der, den Sie suchen; haben
Sie ein Haftbefehl?' Ja', sagte der Soldat und zeigte mir denselben
vor und dann wurde ich in die Mitte der Soldaten genommen und unter
gespannten Hahnen wie ein Verbrecher durch die Stadt und Vorstadt auf
das Rathaus transportiert. Der Abschied von meiner Frau war herzzerreißend
. 1

Auf der Rückseite eines Portraits von ihm notierte Armbruster: 1849 im
Juli wurde dieses Bild fertig gemalt durch Maler [Louis] Blum von Haslach
. Zwei Stunden später rückte eine Kompagnie Preußen hier ein, davon
16 Mann unser Haus umstellten und mich als Arrestanten in das Gefängnis
abführten32.

Während seiner sechswöchigen Haft schrieb Armbruster ein Tagebuch,
worin alles genau Tag und Stunde was während der Haftzeit vorgekommen
ist, aufgezeichnet steht. Durch ein Mädchen wurde uns mit der Wäsche Papier
eingeschmuggelt, worauf die Notizen gemacht wurden. Die Zettel waren
numeriert und in die schwarze Wäsche in den Hemdärmeln nach Hause
gesandt und alsdann zu Haus ausgearbeitet. Bis zu jeder Absendung
hatte ich diese Zettel im Strumpf auf den Sohlen verborgen.33 Die Tagebücher
bieten einen authentischen, unmittelbaren Einblick in die nachrevolutionäre
Zeit im Sommer 1849.34

Herrengartenwirt Johann Armbruster35, genannt Jean, ein Bruder Theodor
Armbrusters und wie sein Vater im Nebenberuf Schiffer, war Mitglied des
Volksvereins, des Wehrausschusses und der Bürgerwehr. Er führte die Aufsicht
bei Fertigung scharfer Patronen, hat von Haus zu Haus Privatwaffen
zur Ausrüstung der Bürgerwehr beigeschafft36 und marschierte mit den
Wolfacher Freischärlern nach Offenburg37. Dies reichte aus, um ihn als
Aufwiegler ins Freiburger Militärgefängnis zu stecken und sein gesamtes
Vermögen und Besitztum zu beschlagnahmen. Sein Vater erreichte jedoch,
daß Jean bereits nach 14 Tagen gegen Zahlung einer Kaution wieder entlassen
und die Vermögensbeschlagnahme aufgehoben wurde. Die Untersuchung
wegen Hochverrats wurde mit Urteil des Hofgerichts Bruchsal vom
7. Februar 1850 wegen Geringfügigkeit vorläufig ausgesetzt.

Wegen hochverräterischer Äußerungen, liberaler Ideen und Hinneigung
zur Revolution3^ wurde infolge Verfügung des Stellvertreters und Großh.
Landes-Commissars vom 22. Oktober 1849 der Wolfacher Ratschreiber

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