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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 342
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des katholischen Vereines Deutschlands", allgemein heute als „1. Deutscher
Katholikentag" bekannt. Immerhin: Was „früher" eher verschwiegen
wurde, wurde nun volkstümlich präsentiert. Überall war man „auf Heckers
Spuren", wurde zu „revolutionärem Treiben" ermuntert, zu „subversivem
Trinken" aufgefordert oder „zu umstürzlerischem Schunkeln". Ja, die „lebendige
Geschichte" wurde bisweilen mit viel Folklore bzw. Brimborium
gefördert, nicht immer gründlich befragt, mit gar viel Revolutionsromantik
und Juxkultur überzogen. Es floß zu viel „Artistokratenblut", um einfach
den Fremdenverkehr anzukurbeln, „Barrikadenbau für Anfänger" vermittelte
eine sonderbare Erinnerungskultur, sicher auch das „Revolutionsmenü
mit Bierprobe" am „revolutionären Wochenende". Es ist zu beklagen: Es
gab viel Jahrmarktsklamauk, viele Posseneinlagen, es wurde simplifiziert,
verharmlost und glorifiziert. „Baden brannte" - nicht nur in Otigheim, sondern
bei vielen „medialen events!" Die Geschäftsstelle „Revolution
1848/49" im „Haus der Geschichte Baden-Württembergs" ließ preußische
Pickelhauben „in guter Theaterqualität/Modell 1848! herstellen: pro Helm
und Woche waren sie für 26 DM auszuleihen! Der „Traum von der Freiheit
", von der Landesregierung „trotz schwieriger finanzieller Situation"
mit über 5 Millionen aufgewärmt, wurde so in aller Vielfalt geträumt, allzu
„vielfältig" - und konnte so dem historischen Geschehen, „das ebenso wenig
frei war von kleinbürgerlicher Lächerlichkeit wie tief erfüllt von patriotischem
Ernst"2, nur zum Teil entsprechen. Minister von Trotha wagte im
August 1998 diese Bilanz: „Die große Landesausstellung 1848/49 . . . wurde
zu einem weithin beachteten und überzeugenden Schaustück baden-
württembergischer Kulturpolitik . . . Dabei ist der identitätsbildende Charakter
auf den Südweststaat von besonderer Bedeutung"3. Über dieses Ministerwort
ließe sich trefflich streiten. Wie erklärt sich übrigens, daß 1978
die „linken" Gruppen mit ihrem Gedenken noch ziemlich allein waren,
unter sich bei ihren Aktionen, als sie z.B. in Freiburg die Straßen umbenannten
nach Hecker, Struve, Dortu, Gerhard Kromer - statt Leopold und
Friedrich und Kaiser Joseph, als sie so wenig Zustimmung, aber viel Häme
und Spott erfuhren?

Nicht bestreiten wollen wir, was Prof. Siebenmorgen, der Direktor des
Karlsruher Landesmuseums, im Vorwort zum „Revolutions-Almanach" geschrieben
hat: „Geschichtliches Interesse wurzelt in Ihrem Heimatort und
mündet in einer Schau der internationalen und deutschlandweiten Zusammenhänge
". Eine kaum überschaubare Flut von Publikationen mit sehr unterschiedlichen
Informationen und Interpretationen hat das Gedenken angereichert
. Summa summarum: Geschichte wurde vielfach erlebbar gemacht
, die Ereignisse der „großen" Geschichte spiegelten sich in vielen
Einzelschicksalen. Eine kleine Ergänzung soll es hier geben in begrenztem
regionalem, lokalem Bezug.

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