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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 344
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nicht doch eher ein Scheinkonstitutionalismus? Doch wohl nicht: Das politische
Wirken eines Karl von Rotteck, die Ablösung der Fronlasten und
Zehntforderungen läßt sich überall in Baden, ganz konkret auch bei den
Menschen im Schapbacher Tal in ihrem erfreulichen Ergebnis studieren:
So hat der Ururgroßvater des Referenten, Mathias Schmid „Im Thös", das
alte „Klosterschopflehengut", das seine Vorfahren schon seit Generationen
als Klosterlehensleute, seit sie nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Tirol
hierher umgesiedelt waren, nutzen durften, zu ganz persönlichem Eigentum
erwerben können5; die alten Rechte konnten abgelöst, abgekauft werden
, in realistischen Raten und Etappen; die Heimat wurde so für viele
zum Besitz. Der Kampf um die Ablösung alter Abhängigkeiten und Verpflichtungen
und Abgaben war also in Baden weit gediehen, viel weiter
übrigens als in Württemberg, wo ja auch die Leibeigenschaft erst 1817 aufgehoben
wurde - in Baden und in Vorderösterreich war sie schon 1782/83
abgeschafft.

Auch sonst gewöhnte man sich auch im Wolftal an die neuen politischen
Realitäten, orientierte sich statt nach dem fürstenbergischen Donaueschingen
ins badische Karlsruhe, auch wenn „die Karlsruher" spürten, daß Baden
noch immer keine emotionale Identität hatte, eher ein dynastisch verklammertes
Konglomerat regional bestimmter Individualitäten darstellte.
Nach Jahren des Aufbruchs war Restauration angesagt, und - nach dem
gewaltigen, ganz Europa erfassenden Drama der Jahrhundertwende - wurde
die „Ordnung", garantiert durch Metternich, vielfach als Wohltat empfunden
. Die Welt braucht Harmonie, schrieb Metternich an den Komponisten
Gioacchino Rossini. Aber „Harmonie" bedeutete damals eben „Karlsbad
", „Fürstenherrschaft" nach den alten Prinzipien unbestrittener Legitimität
, bedeutete Zensur, Argwohn gegen politisches Tauwetter, z.B. gegen
den als allzu liberal empfundenen badischen Sonderweg, der seit 1832 systematisch
gebremst wurde; auch der junge Großherzog Leopold wurde
von seinen Standesgenossen wieder auf ihre Linie gebracht.

Im Wolftal war dieser Fürst sehr geschätzt, er war oft hier zu Gast. Sein
Vorgänger Ludwig hatte 1821 in Bad Rippoldsau seine Unterschrift gesetzt
unter die „Sanktion" des Kirchenvertrags zur Union der evangelischen
Kirche in Baden6, er hat die Pfarrei Rippoldsau in der Nachfolge
der Klostergemeinde etabliert und mit einer ungewöhnlich kräftigen
Pfründe gesichert, 1824 auch die Kommune Rippoldsau in die Selbständigkeit
entlassen und vom „Stab Schapbach" abgetrennt - all dies wohl
letztlich auf das Drängen der Familie Goeringer hin, die das Jahrhunderte
alte Bad, aus Bühl/Baden zugewandert, seit 1777 betreute und von Generation
zu Generation zu größerer Blüte brachte7. Dieser Aufschwung ohnegleichen
wurde nicht zuletzt durch die Gunst des Landesherrn ermög-

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