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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 352
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stiegen an vielen Orten Deutschlands Feuersäulen in den Himmel - als
Zeichen der Begeisterung, auch der Mahnung und großen Erwartungen.
Auf dem Kniebis, bei der Schwedenschanze, entzündeten junge Rippolds-
auer, angeführt von Fritz Goeringer, der von seinem Stiefvater gerade die
Verantwortung über die Kurbetriebe übernommen hatte, um 18 Uhr ein riesiges
Feuer; ein mächtigs Flammenlicht erleuchtete den abendlichen Himmel
, setzte ein weithin sichtbares Signal über die Schwarzwaldhöhen und
ins Rheintal. Dazu wurde u.a. Ludwig Uhlands „Zimmerspruch" deklamiert
: „Das neue Haus ist aufgericht' - gedeckt, gemauert ist es nicht
. . ."20. Die Perspektiven waren ungeheuer, die Hoffnungen schienen gerechtfertigt
.

Aber die Stimmung speziell in Baden wurde bald beherrscht von den Ungeduldigen
, den Kompromißunfähigen, den politischen „Kraftmeiern", die
nur von der „Schwatzbude" in Frankfurt zu schimpfen wußten, die die
grundsätzlichen Diskussionen in ihrem Ernst und in ihrer Tragweite gar
nicht verstanden - wo es doch in einem offenen politischen Ringen ging
um die zentrale Frage der deutschen Staatsform, um Zentralregierung oder
förderatives System, um die Vereinbarkeit der Forderung nach Freiheit und
Einheit, um Rechtssicherheit, um die Frage: mit oder ohne Österreich! In
Frankfurt fielen Hecker und Struve glatt durch, sie setzten auf Radikalismus
. Und Georg Herwegh sang dazu: Das Reden nimmt kein End Im Paria
-Parlament. Für die Spötter wurde es eine anregende Zeit.

Wir gehen aber mit vollem Recht davon aus, daß die Wolftäler „große"
Veränderungen nicht wollten. Wolfgang Hug21 zitierte jene Schwarzwälde-
rin, deren Mann spät von einer politischen Versammlung heimkam, mit der
bezeichnenden Frage: Was henn 'r jetz b'schlosse? Git's jetz Freiheit oder
hemm V no Ordnung! Ein die Schwarzwälder Mentalität gut charakterisierendes
Wort wird auch vielfach überliefert: Wenn I wisse tat, wie 's usgoht,
war I z'vorderscht mit debi (Wenn ich wüßte, wie es ausgeht, wäre ich
ganz vorn mit dabei). Das Trauma der großen Französischen Revolution,
die mit hehren Idealen begonnen hatte und in Terror und schließlich - für
Deutschland - in Fremdherrschaft ausartete, wirkte immer noch nach. Und
die Monarchie galt eben doch als Garant der gesellschaftlichen Ordnung,
der sozialen Stabilität. Verfassung ja - und auch Reformen, aber eben nicht
gegen, sondern mit den Fürsten; so sicher die eindeutige Meinung der
Mehrheit! Und die Märzregierung zeigte sich doch so kompromißbereit
mit ihren „spontanen Vorwegbewilligungen" (Vollmer). Jener Jungpolitiker
traf wohl Volkes Meinung, als er bekannte: Mir wenn ä Republik, aber de
Großherzog soll se regiere!

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