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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 358
(PDF, 129 MB)
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nen. Das Amt hat der Militärbehörde diese Individuen namhaft gemacht,
welche bestimmte Thathandlungen oder aufreizende Reden und Worte sich
haben zu Schulden kommen lassen. Felleisen nannte zunächst die Wolfa-
cher wie Handelsmann König, Ratschreiber Thüringer, Rechtsanwalt Burger
, Bäcker Armbruster, den Seifensieder Theodor Armbruster; sie seien
schon an die Militär-Commission nach Freiburg abgeliefert. Der preußische
Streifzug ins Wolftal gegen Individuen, die der Aufreizung beschuldigt
wurden, führte dann zur Verhaftung des Schreiners Welle und des Sternenwirts
Dieterle. Es waren eher harmlose Fälle, die hier zu lösen waren.

Fazit unserer Recherchen: Auch in Schapbach war das revolutionäre Potential
eher bescheiden, im Gemeindearchiv finden sich keine Spuren. Sicher
scheint also, daß die Schapbacher in ihrer großen Mehrheit zur alten
Ordnung standen - wie z. B. der Bühl-Mathis aus der „Sulz", als 13. Kind
- von 14 - einer einfachen Familie zur Welt gekommen; er hat als Dragoner
im 1. badischen Reiterregiment unter Oberst Hinkeldey gedient, hat in
Kandern gegen Hecker gekämpft, in Staufen gegen Struve, war in Freiburg
zum Schutze des Erzbischofs im Einsatz, wurde von Freischärlern verhaftet
und konnte fliehen - und nach diesen Unruhen gründete er „auf dem
Bühl" seine Familie, hatte 15 Kinder - und erzählte Heinrich Hansjakob,
wie gut geordnet sein Leben verlaufen sei33. Das Wolftal ging wieder über
zur alten Normalität. Freilich, als der Schapbacher Bürgermeister Andreas
Armbruster34 1 85 5 eine Liste aufstellte mit den Namen von den in den vergangenen
drei Jahren nach USA ausgewanderten Schapbachern, waren
dies immerhin 17 Männer, 8 Frauen und 3 Kinder. Die Gründe waren sicher
vielfältiger Art, lassen sich nicht nur bzw. eher nicht aus Resignation
und Frust über die mißlungene politische Wende erklären. Dieses Thema
war erledigt. Daß es heute in Schapbach einen „Heckerbrunnen" gibt, hat
mit Friedrich Hecker so wenig zu tun wie Pontius Pilatus mit dem Triden-
tinischen Glaubensbekenntnis.

Zuchthausstrafe oder Auswanderung?

Es war übrigens ein recht zupackendes Rechtsinstrument, Verdächtige bzw.
Beschuldigte vor eine knallharte Alternative zu stellen. Das Justizministerium
forderte 1849 alle Bezirksämter auf, die wegen des hochverräterischen
Aufstandes Verurteilten zu informieren, daß ihnen gnadenhalber die
Auswanderung gestattet werde35. Im Amtsbezirk Wolfach hatte Oberamtsrat
Felleisen mit mehreren Fällen zu tun, die er am 25. und 30. Oktober
1849 protokollierte und durch Unterschrift bestätigen ließ. Sein Bemühen
hatte ganz und gar nicht den gewünschten Erfolg, auch (noch) nicht bei
Lorenz Schmid, dem abgesetzten Rippoldsauer Bürgermeister. Dieses Dokument
der „Strafrechtspflege" spricht für sich:

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