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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 361
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Korporal Rinkleff in der Rastatter Garnison mißhandelt wurde; auch wurde
ihm zur Last gelegt, daß er in aller Öffentlichkeit, vor allem in Wirtshäusern
, sich zum Aufruhr bekannte, selbst aktiv auf der Seite der Aufständischen
bei Ladenburg und Bischweier kämpfte. Am 29. Juli 1849
wurde er vom Standgericht Rastatt wegen Meuterei und Treulosigkeit zu
10 Jahren Zuchthaus verurteilt, in Bruchsal kam er in Sicherheitsverwahrung
. Doch am 9. April 1851 wurde er zur Auswanderung begnadigt, er
nahm an.

Ein Blick in die schwäbische Nachbarschaft

Im Königreich Württemberg fanden die revolutionären Ideen im Volk
1848/49 ein kaum nennenswertes Echo, also war auch in diesem Jahr 1998
das Gedenken kaum auffällig: Ein herzlicher Nachruf auf Gottlieb Rau, der
wenigstens drei Wochen lang seinem König Wilhelm Sorgen machte; eine
freundliche Erinnerung an Georg Herwegh, den Ex-Theologen, den Staat
und Kirche als Pfarrer verhindert hatten, und der dafür Tyrannen-Haß statt
christlicher Nächstenlieb predigte, der sich vom sicheren Ausland her als
Hoffnungsträger anpries, aber doch nur eine politische Niete war; etwas
Nachruhm für Ludwig Pfau, den Gründer des „Eulenspiegels" und vielseitigen
Lyriker, sein „Badisches Wiegenlied" wurde oft zitiert37.

Dem König Wilhelm wurde bestätigt, er sei einer der bedeutendsten Regenten
und Staatsmänner des 19. Jahrhunderts gewesen, einer der historischen
Glücksfälle für Württemberg38. Während Baden anfällig war mit seiner
langen Grenze nach Westen für Immigranten und Ideen, hatte Württemberg
neben seinem selbstbewußten Bürgertum ausgezeichnete politische
Führer. Die wenigen, die mehr wollten als Reformen, bekamen eine
Sonderlektion auf dem Hohenasperg, dem „Demokratenbuckel"; der Aufenthalt
dort soll aber im Vergleich zu Bruchsal paradiesisch gewesen sein.
- Als am 28. März 1849 in Frankfurt die Reichs Verfassung beschlossen
wurde, war Württemberg das einzige Königreich, wo sie sofort ratifiziert
wurde; der Umzug von Frankfurt nach Stuttgart war der Marsch in das
Land der letzten Hoffnung. Fazit: „In Württemberg gab es damals keine
Toten und deshalb keine Märtyrer, und preußische Truppen kamen weder
als gebetene noch als ungebetene Anti-Revolutionäre in das württembergische
Königreich"39.

Aber kleinere Unruhen gab es eben doch, gerade in und um Freudenstadt;
große „Heldenverehrung" wie in Baden wurde dafür im Jubiläumsjahr
1998 nicht registriert. Aber wie sagen die Schwaben: „Nit g'scholde isch
au scho g'lobt!"

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