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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 365
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0365
Wird die „badische Revolution" in ihrer Bedeutung überschätzt?

Die „Revolutionsausstellung stärkt badische Identität", titelte das „Badische
Tagblatt" am 4. August 1998 - und auch „das badische Selbstbewußtsein
" sei gewachsen, denn „nie zuvor ist den Badenern bewußt geworden,
welche bedeutende und aus demokratischer Sicht positive Rolle ihr Land
in der deutschen und europäischen Geschichte gespielt hat", resümierte
Harald Siebenmorgen, der Direktor des Badischen Landesmuseums. Es ist
tatsächlich denkwürdig, daß erstmalig in Baden ein sich souverän dünken-
des Volk seiner parlamentarischen Vertretung den Auftrag gegeben hat, eine
wirklich demokratische Landesverfassung zu erarbeiten - ohne auf die
Gnade Gottes und den Segen des Landesherrn zu warten. Die Herrschaft
im Staat wurde nicht mehr hergeleitet und legitimiert „von Gottes Gnaden
", sondern von der Souveränität und dem Willen des Volkes und der
parlamentarischen Vertretung. Paris liegt diesem Land eben doch viel näher
als Berlin. Wir wollen die „badische Revolution" nicht geringschätzen.

Aber haben die Badener „1848/49" nicht doch zu sehr für sich verbucht?
War nicht die „badische" Revolution zwar recht beachtlich, aber doch sehr
begrenzt? Erwin Teufel sprach behutsam von der „badisch-deutschen Revolution
", diplomatisch vermittelnd. Wurden nicht die entscheidenden Kapitel
- leider - in Berlin geschrieben, in Wien, natürlich auch in Frankfurt,
aber kaum in Baden?

Es war gewiß eine „unvollendete Revolution", aber „dies darf - ich zitiere
Franz X. Vollmer - „nicht über ein Grundproblem von 1848/49 hinwegtäuschen
: daß dieser Revolutionsversuch nicht zuletzt daran gescheitert ist,
daß die Mehrheit des Volkes (noch) nicht bereit war, für diese Demokratie
im Ernstfall wirklich Gut und Blut einzusetzen, wie man es in der momentanen
Hochstimmung der Volksversammlungen von März 1848 und Mai
1849 leichthin verprochen hatte"47.

Wir dürfen vor lauter Regionalgeschichte vor allem die großen nationalen
und auch die europäischen, ja weltpolitischen Zusammenhänge nicht aus
dem Blick verlieren. Ich will dazu nur noch drei Fragen aufwerfen:

1) Aus dem Jahre 1848 stammt auch das „Kommunistische Manifest", immerhin
die folgenreichste politische Schrift der jüngeren Geschichte. Es
sieht - derzeit - danach aus, daß Marxens Ideen gescheitert sind. Aber
gibt der „entfesselte Kapitalismus" unserer heutigen Welt nicht Grund,
seine Analysen doch auch weiterhin ernst zu nehmen? Bestimmt nicht
schon allzu sehr Geld, Profit, Kapital unsere politische Realität? Auf
dem Fest der „Humanite" im gerade vergangenen September entdeckte

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