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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 375
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meister keine akademische Ausbildung an einer Hochschule, sondern kam
aus dem Steinmetzhandwerk und mußte sich wie jeder Steinmetz einer
Steinmetzlehre unterziehen, erwarb anschließend den Meistertitel und war
nun berechtigt, als Architekt zu arbeiten.

Die sechs erhaltenen deutschen Werkmeisterbücher lassen sich aufgrund
eines inhaltlichen Vergleichs in zwei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe
bilden die umfassenden Werkmeisterbücher. Dazu gehören die 1516 von
dem kurpfälzischen Hofarchitekten Lorenz Lechler, in Quellen auch Lecher
oder Lacher genannt, verfaßten „Unterweisungen" sowie „Von des
Chores Maß und Gerechtigkeit" aus der Zeit um 1500 und das „Wiener
Werkmeisterbuch" aus dem frühen 15. Jahrhundert, deren Autoren unbekannt
sind. Diese drei Lehrbücher haben beinahe universalen Charakter.
Sie berücksichtigen die Entwurfslehre für die großen und kleinen Abmessungen
des Sakralbauwerks und nennen zum Teil auch praktische Bauregeln
, die die Durchführung des Planes auf dem Baugrund betreffen. Einen
alle Tätigkeitsbereiche des Werkmeisters umfassenden Inhalt haben sie jedoch
nicht. So wird in den drei Büchern, die im Gegensatz zu den als
Drucken überlieferten kleinen Werkmeisterbüchern als Handschriften erhalten
sind, fast ausschließlich der Sakralbau behandelt. Profanbau, Bauplastik
und die Herstellung von Baumaschinen bleiben praktisch unberücksichtigt
.

Zur Gruppe der kleinen Werkmeisterbücher gehören „Das Büchlein von
der Fialen Gerechtigkeit" (1486) und die „Geometria Deutsch" (1487/88)
des Regensburger Dombaumeisters Matthäus Roriczers und das „Fialenbüchlein
" (um 1485) von Hans Schmuttermayer; Goldschmiedemeister aus
Nürnberg. Die Frage, warum ein Goldschmied ein Werkmeisterbuch verfaßt
hat, ist in diesem Fall unschwer zu beantworten. Die kleinen Werkmeisterbücher
befassen sich nämlich nur mit sehr speziellen Gebieten der
gotischen Architektur, nämlich mit dem Entwurf der Bauteile Fiale und
Wimperg und im Sonderfall der „Geometria Deutsch" mit geometrischen
Hilfskonstruktionen, die der Werkmeister beim Entwurf benötigt. Schmuttermayer
hat für sein Buch ein Gebiet der Architektur gewählt, das ihm als
Goldschmied vertraut war. Fialen und Wimperge sind Bauteile, die in gotischen
Schreinen, die wie Architekturmodelle aussehen, Verwendung finden
. Allerdings widmet Schmuttermayer die Schrift ausdrücklich den
Werkmeistern.

Mit Lorenz Lechler und Matthäus Roriczer zählen zwei der wichtigsten
Architekten der deutschen Spätgotik zu den Autoren der Werkmeisterbücher
. Dies macht ihre Bedeutung für den Baubetrieb dieser Zeit klar. Als
Baumeister am Heidelberger Hof war Lechler von 1503 bis zu seinem

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