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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 376
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Tode 1538 für den Ausbau des Schlosses verantwortlich. Neben zahlreichen
anderen Werken schuf er von 1509 bis 1511 den heute nur als Ruine erhaltenen
Ölberg im Speyrer Domkreuzgang. Roriczer entstammte einer bekannten
Werkmeisterfamilie, die fast ein Jahrhundert der Dombauhütte in
Regensburg vorstand. Dieses Amt übernahm Matthäus Roriczer 1477/78,
zuvor war er Dombaumeister in Eichstätt, wo er 1473 urkundlich erwähnt
wird. In diesem Jahr wurde er zum Bau der Liebfrauenkirche nach München
gerufen, um in einer Expertenkommission über technische Probleme
bei der Einwölbung des Baus zu diskutieren.

Die Entwurfslehre der Werkmeisterbücher

Alle Werkmeisterbücher gehen vom gleichen Entwurfssystem aus. Die Abmessungen
aller Teile eines Bauwerks stehen in einem bestimmten Verhältnis
zueinander und beziehen sich direkt oder indirekt auf das Grundmaß
der lichten Chorweite. Die großen Abmessungen, wie Mittelschifflänge
oder -höhe, werden arithmetisch festgelegt und mit Hilfe der vier
Grundrechenarten ermittelt. Sie sind stets ein Vielfaches oder ein Bruchteil
der lichten Chorweite. Kleine Abmessungen werden geometrisch bestimmt
. Die Proportionierung von Fialen, Wimpergen und Giebeln erfolgt
mittels Quadratur oder Trinagulatur. Grundlage für die Konstruktionen ist
aber auch hier die lichte Chorweite.

Die Maße aller Bauteile stehen also in den Werkmeisterbüchern in einem
bestimmten Verhältnis zueinander. Dies ist von künstlerisch-ästhetischer
Bedeutung und bewirkt eine Harmonie des Bauwerks. Gleichzeitig stellen
die Abhängigkeiten der verschiedenen Maße statische Gesetzmäßigkeiten
dar. Wenn alle Abmessungen eines Gebäudes in einer bestimmten, in jahrhundertelanger
Tradition überprüften Relation zueinander und zu einer
Grundgröße stehen, wird dadurch ein stabiles Tragwerk gewährleistet.

Im Unterschied zu den kleinen Werkmeisterbüchern, die nur ein spezielles
und sehr begrenztes Themengebiet behandeln und der fachliterarischen
Gattung der Büchlein zuzuordnen sind, enthalten die drei umfassenden
Werkmeisterbücher eine ungleich größere Anzahl von Themen, die ohne
eine konsequent konzipierte Gliederung aufeinander folgen. In der Germanistik
werden die einzelnen Bauregeln als Rezepte, die Sammlung als Re-
zeptar bezeichnet. Keines der umfassenden Werkmeisterbücher ist im Original
erhalten, von allen existieren nur spätere Abschriften. Von Lechlers
„Unterweisungen" sind sogar drei Abschriften mit sehr unterschiedlichem
Umfang erhalten. Die lose Aneinanderreihung von Bauregeln, die dem Autor
die Möglichkeit gibt, sein Buch ständig zu ergänzen, und die Tatsache,

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