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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 378
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der ausgeführten Projekte im Untersuchungszeitraum ist beachtlich, die
Zahl der kleineren Bauten, zu denen auch die Ottersweierer Kirche zählt,
kaum zu beziffern. Die in der Spätgotik entstandenen Kirchen bilden den
bei weitem größten Bestand gotischer Architektur in Deutschland. Entscheidend
hierfür war die wachsende Wirtschaftskraft der Städte. Weitaus
größer als die Zahl der Stadtkirchen ist die der mitunter in erstaunlichen
Dimensionen errichteten Pfarr-, Filial- und Wallfahrtskirchen auf dem
Land. Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Ottersweier, die Pfarrkirche
St. Peter und Paul in Bühl, von der heute nur noch der Westturm aus
dem Jahr 1524 besteht, und die ab 1484 errichtete Wallfahrtskirche Maria
Linden in Ottersweier, von der der Chor erhalten blieb, sind Beispiele für
den Bauboom in der ländlichen Region.

In meiner Dissertation habe ich einen grundsätzlichen Vergleich der in den
Werkmeisterbüchern beschriebenen Kirchentypen mit den spätgotischen
Sakralbauten Süddeutschlands vorgenommen. Alle drei umfassenden
Werkmeisterbücher kennen als Querschnittform die Halle, die im 15. und
frühen 16. Jahrhundert der dominierende Bautypus in Süddeutschland war.
Herausragende Vertreter sind das Langhaus von St. Martin und die Heilig-
Geist-Spitalkirche in Landshut (beg. 1407), der Chor der Franziskanerkirche
in Salzburg (beg. 1407), St. Jakob in Wasserburg (beg. 1409), St. Nikolaus
in Neuötting (beg. 1410), St. Martin in Amberg (beg. 1421), St. Georg
in Nördlingen (beg. 1427), der Chor von St. Lorenz in Nürnberg (beg.
1439), die Stadtpfarrkirche in Steyr (beg. 1443), die Liebfrauenkirche in
München (beg. 1468) und die Stiftskirche in Altötting (beg. 1499). Die
„Unterweisungen" von Lorenz Lechler beschreiben neben der Halle auch
Staffelhalle und Basilika, die im 15. und frühen 16. Jahrhundert relativ selten
sind. Bedeutende Staffelhallen sind die Stiftskirche in Stuttgart (beg.
1433), St. Stephan in Braunau (beg. 1439), St Mariä Himmelfahrt in Donauwörth
(beg. 1444) und St. Georg in Tübingen (beg. 1470). Unter den
Basiliken sind hervorzuheben: das Pfarrmünster in Bern (beg. 1421), das
Münster in Überlingen (beg. 1424), St. Ulrich und Afra in Augsburg (beg.
1474), St. Georg in Augsburg (beg. 1490) und das Langhaus von St. Barbara
in Kuttenberg (beg. 1512). Die Liste der Beispiele ließe sich fortsetzen
. Dies und eine genauere Beschreibung der genannten Bauten würden
jedoch den Umfang dieses Aufsatzes bei weitem sprengen. Es wird aber
deutlich, daß auch für das Ottersweierer Langhaus theoretisch alle drei
Querschnittsformen denkbar sind.

In meinem Aufsatz „Der Einfluß der Werkmeisterbücher auf den Entwurf
der spätgotischen Pfarrkirche St. Peter und Paul in Bühl", der in Band 13
der vom Stadtgeschichtlichen Institut herausgegebenen „Bühler Heimatgeschichte
" erschienen ist, habe ich erstmals nachgewiesen, daß trotz der be-

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