Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 380
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0380
reits angesprochenen Probleme, ein detaillierter Vergleich der in den Werkmeisterbüchern
dargestellten Proportionslehren mit spätgotischen Sakralbauwerken
durchaus möglich und sogar ausgesprochen aufschlußreich ist.
Auf diese Weise habe ich nicht nur festgestellt, daß die spätgotische Bühler
Pfarrkirche, die heute als Rathaus dient, den architekturtheoretischen Forderungen
der Werkmeisterbücher weitgehend entspricht, sondern auch einen
Fehler bei der Übertragung des Entwurfs auf den Baugrund nachgewiesen
, der es den mittelalterlichen Steinmetzen schließlich unmöglich
machte, das ursprüngliche Konzept zu realisieren. Eine Untersuchung der
Wallfahrtskirche Maria Linden in Ottersweier, deren spätgotischer Chor erhalten
ist, habe ich inzwischen ebenfalls abgeschlossen. Auch hier zeigte
sich ein hohes Maß an Übereinstimmungen zwischen den Abmessungen
des Chores und den in den Werkmeisterbüchern genannten Proportionen,
die es erlaubten, eine Rekonstruktion des spätgotischen Langhauses zu wagen
, das im 18. Jahrhundert durch einen größeren barocken Neubau ersetzt
wurde. Unter dem Titel „Die spätgotische Wallfahrtskirche Maria Linden
und ihre Proportionen" wird dieser Beitrag voraussichtlich im „Heimatbuch
Landkreis Rastatt 2000" erscheinen.

Der romanische Chorturm der Ottersweierer Pfarrkirche

Im Gegensatz zu den fast gleichzeitig entstandenen Gotteshäusern St. Peter
und Paul und Maria Linden stellt die Ottersweierer Pfarrkirche St. Johannes
der Täufer einen Sonderfall dar. Sie ist kein vollständiger spätgotischer
Neubau, vielmehr wurde der Chorturm des romanischen Vorgängerbaues
übernommen. Auf ihn mußte bei der Planung Rücksicht genommen werden
, was es für den Architekten schwierig machte, die idealen Proportionslehen
der Werkmeisterbücher zu verwirklichen. Der ursprünglich viergeschossige
Turm, von dem drei Geschosse im Südturm der neugotischen
Doppelturmfassade erhalten blieben, war ursprünglich bis zur Traufe 22
Meter hoch und hat die Außenabmessungen 6,74 mal 7,29 Meter. Der
Chor im Erdgeschoß ist im Licht 4,14 Meter breit und 4,74 Meter lang. An
den Chorturm schloß im Westen das zu Beginn des 16. Jahrhunderts abgerissene
romanische Langhaus an, bei dem es sich offensichtlich um einen
kleinen Saalbau handelte. Solche Saalbauten waren ,wie Wolfgang Müller
in seinem Buch „Die Ortenau als Chorturmlandschaft" gezeigt hat, bei mittelalterlichen
Chorturmkirchen in Mittelbaden üblich. Insgesamt hat Müller
42 erhaltene und 42 verschwundene Chortürme in der Ortenau nachgewiesen
. Der ursprüngliche Gedanke der Chorturmkirche zeigt sich dort am
reinsten verwirklicht, wo dem vom Turm überhöhten Altarraum ein genau
gleich breites Schiff zugeordnet ist. Das Langhaus war nach Forschungsergebnissen
Müllers höchstens doppelt so lang wie breit. Eine dreischiffige

380


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0380