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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 382
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Anlage hat es in Ottersweier nicht gegeben, weil die Basilika als Querschnittsform
in der Ortenau im Gegensatz zum benachbarten Elsaß nicht
üblich war.

An der Westseite des Turmes von St. Johannes der Täufer sind deutliche
Einkerbungen von vier früheren Dächern zu erkennen, die sich an das
zweite und dritte Geschoß anlehnten. Die ersten Einkerbungen zeigt die
beiden Seiten eines flachen Satteldachs, das zum romanischen Saalbau
gehörte. Offensichtlich wurde dieses Dach im Laufe der beiden nächsten
Jahrhunderte erneuert; darauf weisen die Einkerbungen der beiden Seiten
eines steileren Satteldachs hin. Die Spuren der beiden Dächer, die auf einen
relativ kleinen Saalbau schließen lassen, stützen die Untersuchungsergebnisse
Müllers. Die beiden oberen Einkerbungen stammen von jeweils
einer Seite der wesentlich größeren Langhäuser aus spätgotischer und barocker
Zeit. Über das spätgotische Satteldach wird noch zu sprechen sein.

Die Ortenau als Chorturmlandschaft

Chortürme können im Osten oder Westen einer Kirche stehen und kommen
in Deutschland insbesondere seit dem 11. Jahrhundert vor. Sie erheben sich
über dem Altarraum und haben keinen eigenen Außenzugang; ihr Erdgeschoß
öffnet sich zum Kirchenraum hin. Der Turm steht über einem quadratischen
Chor oder über einem Vorchorjoch mit anschließender Apsis
oder Polygonchor, oder er birgt im Erdgeschoß die Apsis. Chortürme kommen
hauptsächlich bei Saalkirchen in Süd- und Mitteldeutschland, aber
auch in Frankreich, England und Skandinavien in romanischer und gotischer
Zeit vor. Hauptsächlich in Mittel- und Unterfranken, jedoch auch in
der Ortenau, hielten sie sich bis ins 18. Jahrhundert.

Chorturmkirchen waren nach Forschungsergebnissen Müllers in der
Ortenau sehr häufig. Bei einem Gesamtbestand von 109 gemauerten
Kirchtürmen in dieser Region stellte er 84 Chortürme fest. Berücksichtigt
man, daß West- und Flankierungstürme meist in den nördlichen und südlichen
Randgebieten sowie im Kinzigtal zu finden sind, so läßt sich feststellen
, daß die mittlere Ortenau vom Rhein bis zum Schwarzwald eine
geschlossene, von kaum einer Ausnahme unterbrochene Chorturmlandschaft
darstellte, die in Baden beispiellos ist. Auch wenn man im Norden
des Breisgaus, im Bereich von Emmendingen, ebenfalls zahlreiche Chorturmkirchen
findet, so ist keinesfalls die gesamte Region auf diesen Typ
praktisch ausnahmslos festgelegt. Sehr groß war die Zahl der Chorturmkirchen
ebenfalls im Unterelsaß, wo sich rund 60 Gotteshäuser dieses
Typs feststellen lassen.

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