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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 384
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stalt auf das 15. Jahrhundert zurückgeht, besitzt einen Chorturm, der sich
in seiner Gestalt in der Ottenau nicht wiederholt. Er erhebt sich über dem
westlichen der beiden Chorquadrate. Der Turm wird bereits in der Acta
Gengenbacensia (1223-1235) genannt. Die heutige evangelische Kirche in
Kippenheim, die bereits 1007 erwähnt wird, war ursprünglich eine romanische
Chorturmkirche mit Apsis, die 1501 einem gotischen Langchor weichen
mußte. Auch in Kork gab es eine romanische Chorturmkirche, die in
der Gotik umgebaut wurde. Der Chorturm fiel schließlich einem Kirchenneubau
des 18. Jahrhunderts zum Opfer. Der Chorturm von St. Vinzenz in
Linx stammt aus dem 13. Jahrhundert, lediglich das oberste Geschoß wurde
später hinzugefügt.

Auch in Nußbach gab es eine romanische Chorturmkirche, der ursprünglich
dreigeschossige Chorturm aus der Mitte des 13. Jahrhunderts blieb im
Neubau von 1828 als offener Raum hinter dem Altar erhalten. Der Chorturm
des 12. Jahrhunderts in Oberdorf bei Oberkirch wurde bis auf das
Erdgeschoß abgetragen; in Oberkirch blieb ebenfalls das Untergeschoß des
Chorturms aus der Zeit um 1300 bestehen. Seit dem Neubau 1863 hat der
Turm seine ursprüngliche Aufgabe endgültig verloren. Einen romanischen
Chorturm gab es in Rheinbischofsheim. Nach einem Brand 1642 wurde ein
neues Gotteshaus gebaut. Das Untergeschoß des romanischen Chorturms
von St. Alban in Waldulm blieb nach dem Neubau 1881 bis 1885 als Seitenkapelle
erhalten. Der Turm besitzt an seiner Ostseite eine kleine Chorerweiterung
aus gotischer Zeit. Die 1952 nach Westen erweiterte Kirche St.
Peter und Paul in Wittelbach ist eine Chorturmkirche des 13. Jahrhunderts.

Der spätgotische Chor der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer

Der 1517 errichtete Chor ist im Lichten 5,4 Meter breit und 8,75 Meter
lang, seine Höhe bis zum Traufgesims betrug, wie aus der Bauaufnahme
der Großherzoglichen Baugewerkeschule ersichtlich ist, 8,31 Meter. Nach
Angaben der Werkmeisterbücher ist die lichte Chorweite stets das Grundmaß
für alle anderen Abmessungen des Sakralbaus. Diese Vorschrift kann
für das spätgotische Gotteshaus in Ottersweier nicht uneingeschränkt gelten
, denn der Architekt mußte bei seinem Entwurf Rücksicht auf den romanischen
Chorturm nehmen, der, wahrscheinlich aus Kostengründen, erhalten
werden sollte. Dies ist für die Ortenau kein ungewöhnliches Problem
, denn das Raumangebot der für kleine Gotteshäuser in ihrer Art genialen
Chorturmkirchen reichte nach einigen Jahrhunderten für die wachsende
Bevölkerung nicht mehr aus. Waren die Pfarrgemeinden aus diesem
Grund gezwungen, den Türmen mit ihren kleinen Chören im Erdgeschoß
größere Langhäuser anzufügen, so wirkten diese Chöre, die eigentlich das

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