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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 386
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und Gerechtigkeit". Der Architekt übernahm die Abmessung des Chorturmes
, also des ursprünglichen Altarraums, für den neuen Chor. Auch die
lichte Chorweite steht in einem direkten Verhältnis zur Länge des Vorchores
, allerdings wird dieses nicht wie üblich arithmetisch, sondern geometrisch
bestimmt, was völlig ungewöhnlich ist. Die Werkmeisterbücher legen
, wie bereits beschrieben, alle großen Abmessungen einer Kirche mit
Hilfe der vier Grundrechenarten fest, nur bei den Abmessungen für kleinere
Bauteile wie Fialen, Wimperge oder Fensterpfosten wird auf geometrische
Konstruktionen (Quadratur, Triangulatur) zurückgegriffen. Bei den
beiden von mir bislang untersuchten Kirchen St. Peter und Paul in Bühl
und Maria Linden in Ottersweier wurden diese Vorschriften eingehalten,
im Fall der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer wird das Verhältnis von
Chorweite zur Chorlänge mit Hilfe der Quadratur bestimmt. Wie eine solche
Quadratur funktioniert, beschreibt Hans Schmuttermayer in seinem
„Fialenbüchlein": So mach von ersten ein vierung als groß du wilt. In die
selben vierung mach .viij. virung, ye deiner und deiner, also. Das yede in
der andern vber eck stehen. Wie vntten verzeichnet ist nach irer linien.
Darnach secz die .viij. vierung alle gleich nach einander, vnd der gib ygli-
cher einen puchstaben. Der ersten ein a. vnd heist der alt schuch. Der andern
ein b. vnd heist der new schuch. Der dritten ein c. vnd ist ein halb
schuch des a. Der Vierden d. vnd ist ein halb schuch des b. vnd ein dritteyl
des a. Der funfften ein e. vnd ist ein dritteyl des b. vnd ein vierteyl des a.
Der sechsten ein f. vnd ist ein vierteyl des b. vnd ein sechsteyl des a. Der si-
benden ein g. vnd ist ein sechsteyl des b. vnd ein achtteyl des a. Der acht-
ten ein h. vnd ist ein achtteyl des b. vnd ein zwelffteyl des a.

Stellt man also in ein Quadrat a, dessen Seiten der Länge des Vorchores
entsprechen (7,26 Meter), ein Quadrat b über Eck, so entspricht dessen
Seitenlänge (5,13 Meter) weitgehend der lichten Chorweite. Die Abweichung
beträgt 27 Zentimeter, was mit der Ungenauigkeit der geometrischen
Methode zusammenhängt. Der ungewöhnliche Weg der geometrischen
Konstruktion wurde in Ottersweier ganz offensichtlich gewählt, weil
der Architekt keinen vollständigen Neubau nach dem in den Werkmeisterbüchern
beschriebenen Muster entwerfen konnte, sondern Teile des Vorgängerbaus
integrieren mußte.

Der grundsätzliche Verzicht der Autoren der Werkmeisterbücher, große
Abmessungen eines Gotteshauses mittels der Quadratur festzulegen, ist,
wie ich in meiner Magisterarbeit und Dissertation dargestellt habe, begründet
. Schmuttermayer behauptet in seiner oben zitierten Konstruktionsanleitung
für eine Quadratur, daß sich die Seitenlängen der acht ineinanderge-
stellten Quadrate wie folgt verhalten. Die Werte in Klammern wurden
gemäß den Vortellungen Schmuttermayers ergänzt.

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