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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 390
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Metern besaß zwei Strebepfeiler, die auf ein gewölbtes Schiff hinweisen.
Die Langhauslänge wurde im Barock verdoppelt, indem die spätgotische
Mauer verlängert wurde. Weil das Langhaus des 18. Jahrhunderts flach gedeckt
war, fehlten in dem neueren Abschnitt Strebepfeiler, deren Aufgabe
es ist, den Gewölbeschub aufzunehmen. Die südliche Wand des barocken
Langhaus fluchtete nicht mit dem Chorturm und gehörte laut Bauaufnahme
nicht dem Mittelalter, sondern dem 18. Jahrhundert an. Die romanische
Langhausmauer als Fortsetzung des Chorturmes war offensichtlich im Barock
baufällig geworden und wurde durch einen Neubau ersetzt. Dabei
wurde das Schiff um 0,85 Meter verbreitert. Die dritte der bereits erwähnten
Einkerbungen an der Westseite des Chorturms, die die dreieckige Form
des Satteldachs über dem spätgotischen Langhaus angibt, läßt auf ein
Schiff schließen, das geringfügig schmaler war als das des 18. Jahrhunderts
. Die Proportionslehre der Werkmeisterbücher untermauert meine
These von der Verbreiterung des romanischen Schiffs im Barock.

Lechler nennt die doppelte Chorlänge als Langhauslänge, das „Wiener
Werkmeisterbuch" macht gar keine Angaben und „Von des Chores Maß
und Gerechtigkeit" gibt sich praktisch: Die Länge der Kirche richtet sich
meist nach dem Orte, ob er volkreich ist oder nicht. Diese Vorgabe erfüllte
das relativ kurze Ottersweierer Langhaus im Hinblick auf die geringe Bevölkerungszahl
des Ortes mit seinen 11,1 Metern im Licht sicherlich.

In allen drei umfassenden Werkmeisterbüchern haben Chor und Schiff die
selbe lichte Weite; das hochwerkh, sey also weit, der khor ist, schreibt
Lechler. Das „Wiener Werkmeisterbuch" stimmt dem zu: so nym in dem
kor oder in dem mitterwerk die selbien weit vber ort. „Von des Chores Maß
und Gerechtigkeit" schließt sich an: Das Langhaus richtet sich mit seinen
Schäften nach dem Chore und wird diesem an Weite gleich gemacht. Die
Chorweite muß im Fall von St. Johannes der Täufer also auch als Weite
des Schiffes gelten. Allerdings ist die in der Bauaufnahme der Großherzoglichen
Baugewerke-Schule abgebildete spätgotische Langhauswand mit
0,85 Metern 20 Zentimter breiter als die Chormauer. Bei gleichen Außenabmessungen
ist die Lichtweite des Schiffs deshalb kleiner (lichte Chorweite
= 5,4 Meter, lichte Schiffweite 5 Meter).

Das romanische Langhaus entsprach in seinen Außenabmessungen der
Chorturmbreite (6,14 Meter) und hatte nach dem Umbau des 16. Jahrhunderts
eine lichte Weite von ebenfalls rund fünf Metern. Die Breite der beiden
Schiffe war also annähernd identisch, so daß nach dem Umbau des romanischen
Langhauses ein einheitlicher Raumeindruck entstanden sein
muß. Mit Sicherheit erhielten beide Schiffe die selbe Höhe, die Nordwand
des romanischen Schiffs wurde mit spitzbogigen Arkaden durchbrochen,

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