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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 394
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sich alle umfassenden Werkmeisterbücher, und diese Weite zweyer solcher
Theile (gemeint sind zwei Drittel der lichten Chorweite) behalten auch die
Pfeiler des Baus, von einem Mittel zum anderen, welches zugleich den
Platz für die Dienste an den Umfassungsmauern bestimmt", erklärt „Von
des Chores Maß und Gerechtigkeit". Der Abstand vom Mittelpunkt eines
Strebepfeilers zum nächsten entspricht zwei Drittel der lichten Chorweite.
Für das Ottersweierer Gotteshaus kommen die in dem Werkmeisterbuch
genannten Proportionen nicht in Frage. Die lichte Langhauslänge betrug
bekanntlich 11,1 Meter, die lichte Chorweite 5,4 Meter. Zwei Drittel von
5,4 Metern sind zirka 3,6 Meter. Die beiden erhaltenen Strebepfeiler an der
Nordmauer des gotischen Langhauses, von denen einer an der Nordwestecke
stand, während der andere die Wand in zwei Hälften teilte, lassen
auf zwei sehr große oder vier kleinere Joche schließen, was wahrscheinlicher
ist. Vermutlich wurden zwei Strebepfeiler im 18. Jahrhundert abgerissen
, um Platz für die neuen barocken Fensteröffnungen zu schaffen. Jedenfalls
sind nur zwei oder vier Joche denkbar und nicht drei, wie sie nach den
Regeln von „Von des Chores Maß und Gerechtigkeit" im Fall von St. Johannes
der Täufer zwingend wären.

Im „Wiener Werkmeisterbuch" werden die Joche anders proportioniert, als
weit der paü ist als weit halben weit sey die dienst oder antfang von eyn
ander, sagt die Schrift. Die Strebepfeiler sind bis zum Mittelunkt des jeweils
nächsten gemessen, halb so weit voneinander entfernt, wie das Schiff
weit ist. Dieses Verhältnis ist für St. Johannes der Täufer eher vorstellbar.
Nach Vorstellungen des „Wiener Werkmeisterbuches" müßte die Jochlänge
im Fall des Ottersweierer Langhauses nämlich rund 2,7 Meter betragen, also
die Hälfte der lichten Chorweite von 5,4 Metern. Der Wert von 11,1
Metern ist durch die Zahl 2,7 zu dividieren, wenn man von der geringen
Abweichung von 20 Zentimetern absieht, die mit Ungenauigkeiten bei der
Übertragung des Plans auf den Baugrund zusammenhängt. Nach Vorstellungen
des „Wiener Werkmeisterbuches" ergeben sich für St. Johannes der
Täufer jedenfalls vier Langhausjoche.

Die „Unterweisungen" äußern sich folgendermaßen zur Dimensionierung
der Joche: „die Pfeiler sollen, so weit, von einander stehn, der mauer dick-
hung drey." Die Entfernung von einem Strebepfeiler zum nächsten beträgt
drei Wandbreiten. Diese ist, wie im vorherigen Abschnitt gezeigt, unterschiedlich
und steht entweder im Verhältnis 1 : 10 oder Wurzel 2 : 10 zur
lichten Chorweite. Im Gegensatz zu „Von des Chores Maß und Gerechtigkeit
" und dem „Wiener Werkmeisterbuch" wird in den „Unterweisungen"
die Abmessung des Joches in Längsrichtung der Kirche nicht vom Mittelpunkt
der Strebepfeiler aus gemessen. Ihr Abstand ist entschieden. Die
Jochlänge beträgt somit vier Pfeilerweiten.

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