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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 439
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Wenn die Kirchenbücher reden (Niederschopfheim)

Josef Bayer

In Niederschopfheim beginnen die Kirchenbücher sehr früh, d.h. das Tauf-
u. Ehebuch. Pfarrer Johann Geissling (Pfarrer in Niederschopfheim 1595-
1608) begann die beiden Bücher mit seinem Amtsantritt. Das Totenbuch
beginnt dann Pfarrer Jakob Khuon 1617. Man kann also sagen: in Niederschopfheim
beginnen die Standesbücher sehr früh.

Das Konzil von Trient hatte angeordnet, daß jede Pfarrei nun Standesbücher
zu führen habe. Bis diese Anordnung überall bekannt war, verging
sicher geraume Zeit. Und bis alle Pfarrer bereit waren, diese Neuerung
durchzuführen, da und dort sicher noch einmal eine gewisse Zeit. Man
muß allerdings auch sagen, daß im 30jährigen Krieg und in den Raubkriegen
Ludwigs XIV. in vielen Orten die vorhandenen Bücher verloren gegangen
sind. Niederschopfheim macht da eine Ausnahme. Die ersten Bücher
in Niederschopfheim sind schwer lesbar, sie sind aber kostbare Urkunden,
sie spiegeln die harten Kriegsjahre des 30jährigen Krieges und der Raubkriege
sehr gut wieder.

Von 1616 bis zu seinem Tod 1632 versieht Pfarrer und Kammerer Jakob
Khuon die Seelsorge. Er hielt auch aus, als die Schwedischen und Kaiserlichen
durch die Ottenau zogen, raubten, plünderten und töteten, und die
Not den Bürgern so zusetzte, wie der Amtmann Beer (Bähr) von der Herrschaft
Binzburg, wozu auch Niederschopfheim gehörte, folgendermaßen
schilderte:

1622 vielfältige Einquartierungen, schlagen, todschießen und stechen,
auch tödliches Anfallen des Hauses Bünzburg, Zersprengung der Pferde
. . . hinwegnehmen des Viehs.

1624 . . . die zu Hofweier u. Schöpfen weit über 100 Stück Vieh verloren. In
den Ritterdörfern haben 1000 Pferde Quartier genommen, die Bauern,
Weib, Kind gefoltert, einschlagen der Ofen, Türen, Tore, 400fl zahlen müssen
.

1625 Zu Binzburg 2 alte Tore zerschlagen, Riegel und Band krumm oder
eingeschlagen . . . die Fenster sind zur Notdurft der Hausbewohner repariert
.

1627 Habe 32 Ohm Wein . . . 30 Viertel (120 Pfund) Haber zur Steuer gegeben
; damit war es nicht genug. Bald danach als das gesammelte Gesindel
, 3 Kompanien von Italien, Franzosen, Niederländer, Kroaten . . . haben
sie Schöpfen, Hofweier, Schutterwald (also in der ganzen Herrschaft Binz-

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