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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 466
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verbrannt, um aus der Asche das unbedingt notwendige Kaliumcarbonat zu
gewinnen. In der Pottaschesiederei wurde die bevorzugte kaliumreiche Buchenholzasche
durch Auslaug- und Eindampfprozesse zu Pottasche veredelt
. Der Zusatz von Asche oder Pottasche war notwendig, um als Flussmittel
den Schmelzpunkt des Quarzsandes herabzusetzen und das Glasrohmaterial
einige Zeit bearbeitbar zu halten. Die restlichen 10% Brennholz
dienten der Feuerung der Glasöfen und der Pottaschesiederei.

Als dritter wesentlicher Rohstoff wurde der weichen Rohglasmischung
Kalkstein beigesetzt, der für die Härte und Stabilität des fertigen Glases
sorgte.

Zur Färbung oder Entfärbung der Gläser wurden noch verschiedene Zusatzstoffe
benötigt. Aus den Grundsubstanzen erzeugtes Glas hatte immer
eine grüne Farbe, die durch geringe Eisenverunreinigungen im Quarz hervorgerufen
wurde. Diese Grünfärbung konnte durch Braunstein (Manganoxid
), im Sprachgebrauch der Glasmacher „Glaserseife" genannt, neutralisiert
werden. Setzt man Braunstein in größerer Menge bei, wurde das Glas
dagegen amethystfarben. Zur Blaufärbung der Gläser diente Kobalt.
Weißes undurchsichtiges Glas konnte durch die Zugabe von Asche verbrannter
Knochen erzeugt werden, nach diesem Zusatz wurde diese Glassorte
„Beinglas" genannt.

Die Herkunft der verwendeten Rohstoffe und deren Mischung zählten zum
„Betriebsgeheimnis" einer Glashütte. Ganz grob bestand eine Rohglasmischung
aus etwa hundert Teilen Quarz, dreißig Teilen Pottasche, fünfzehn
Teilen Kalkstein sowie färbenden oder entfärbenden Zusatzstoffen. Die genauen
Rezepturen variierten etwas und wurden jeweils in dem engen Kreis
jeder Glasmacherfamilie gehütet.

Die Jahresproduktion einer durchschnittlichen Glashütte betrug etwa 100
Tonnen Glas. Der hierfür notwendige Holzbedarf lag bei etwa 3000 bis
4000 Ster. Diese Zahlen sind für die Mitteiberger Hütte belegt14. Unterstellt
man, daß die Albtaler Glashütte eine kleinere war und als „Zweigstelle
" der Mitteiberger vermutlich eine geringere Jahresproduktion leistete,
kann man den Holzbedarf mit jährlich etwa 2000 Ster annehmen. Bei den
damaligen Bestockungsverhältnissen dürfte die „Ausbeute" je Hektar
Waldfläche höchstens 500 Ster erreicht haben. Die Glashütte verbrauchte
also jährlich den Holzvorrat von vier Hektar Wald, in den zehn Betriebsjahren
zwischen 1706 und 1716 entstanden somit etwa 40 Hektar Kahlflächen
. Damit waren innerhalb von zehn Jahren die steilen Hänge auf der
linken Albseite zwischen Fischweier und etwa dem Gertrudenhof kahlgehauen
. Die Verlegung der Glashütte in die Nähe neuer Abholzungsgebiete
machte deshalb Sinn15.

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