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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 478
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erhebe. Bezüglich der ehemaligen Angehörigen des Klosters Schlittern bemerkte
er ferner, daß diese sich durch einen bei Klerikern ganz ungewöhnlichen
Luxus in Möbeln auszeichneten, und daß er bei ihnen eine ganz auffallende
Abneigung gegen die Prämonstratenser von Allerheiligen gefunden
habe.

Ein besonderes Lob sprach der Visitator den Geistlichen des Kapitels Ottersweier
für ihre Kleidung aus. Im Visitationsbericht hielt er fest, daß die
Kleidung der Geistlichen nirgends besser sei als in dieser Gegend. Im Hause
und in der Kirche trugen sie gewöhnlich eine Soutane und ansonsten
auch ein schwarzes langes Kleid.

Visitator Burg versuchte, jeden einzelnen der im Dekanat Ottersweier tätigen
Geistlichen zu beurteilen. Da er für zwei Priester außer dem Hinweis
unbekannt nichts anmerken konnte, wurden letztendlich insgesamt 49 aktive
Geistliche beurteilt. In einer eigens aufgestellten Tabelle wurden von
ihm in der Spalte Moralität der Geistlichen immerhin 20 Priester mit Begriffen
wie sehr gut, gut, ohne Tadel und ähnlichem bedacht, je einmal
wurden Bemerkungen wie überhaupt ein wohlgesitteter Mann, ein strenger
und exemplarischer Mann und ein überaus strenger Sittenrichter, an sich
aber auch selbst untadelhaft gemacht. Somit wurde knapp die Hälfte der
beurteilten Priester eindeutig positiv eingestuft. Ob man die Beurteilung eines
Hilfspriesters als gut aber ungebildet positiv oder negativ zu werten hat,
mag Ansichtssache sein, die Beurteilung eines anderen Hilfspriesters als
sehr roh und ungebildet ist jedoch einwandfrei als nachteilig einzuschätzen.
Diskutiert werden kann auch, welcher Gruppe letztendlich die 7 Geistlichen
zuzuordnen sind, bei denen zwar vermerkt wurde, daß sie der Unfähigkeit
verdächtigt bzw. beschuldigt seien, bei denen der Visitator aber auch ausdrücklich
vermerkte, daß dies nach seinem Anschein ohne Grund der Fall
sei. Bei einem weiteren Geistlichen wurde der gleiche Hinweis bezüglich
der Unfähigkeit gemacht, ohne daß die Einschränkung, dies sei wohl ohne
Grund der Fall, folgte. Bei drei Priestern wurde angemerkt, daß sie gerne
trinken würden, ein Priester wurde als prozeßsüchtig, einer als übertrieben
religiöser Mann, mit einem kleinen Totensarg auf dem Nachttisch, einer als
des Konkubinats laut beschuldigt und einer als (ohne Beweise) verdächtig,
Vater zweier Kinder zu sein, charakterisiert. Der Ausschweifungen wurden
insgesamt 7 Priester verdächtigt, wobei es sich hierbei um Delikte von Kartenspielen
über Tanzen bis hin zum verdächtigen Umgang mit einer Witwe
handelte. Ein Priester wurde gar mit dem Zitat charakterisiert: Er dankt
Gott, daß er nicht ist, wie die Menschen dieser Welt.

Bei einer Wertung dieser Beurteilungen muß bedacht werden, daß dem
aufgeklärten Visitator eher traditionell eingestellte Priester, die nicht mas-

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