http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0487
Die vorstehende Auflistung zeigt wiederum, wie arm man in Hönau war.
Der normale Ertrag der Pfarrei, also das Einkommen des Pfarrers, betrug
313 Gulden 4 Kreuzer. Keine andere Pfarrei im Dekanat Ottersweier verfügte
über ein derart geringes Einkommen. Nachdem der amtierende Pfarrer
Thiebaut hiervon sogar noch 161 Gulden an seinen Vorgänger abgeben
mußte, verblieb ihm aus der Pfarrei Hönau lediglich noch ein Einkommen
von 152 Gulden und 4 Kreuzer. Ohne seine Pension von 450 Gulden, die er
als ehemaliger Benediktiner erhielt, hätte es sich Pfarrer Thiebaut somit
nicht leisten können, die Stelle als Honauer Pfarrer anzutreten.40
Die Zustände in Hönau
Pfarrer Ludwig Arbogast Thiebaut
Aus den Visitationsunterlagen ist ersichtlich, daß der damalige Honauer
Pfarrer gesund war und in Punkto Moralität als ohne Tadel beurteilt wurde.
Dies zeigt, daß ihm der Umstand, daß sein Haushalt durch die erst 34-jährige
Rosina Franzin von Euenheim geführt wurde, bei der sittlichen Beurteilung
offensichtlich nicht zum Nachteil gereichte. In den Anmerkungen zu
den einzelnen Visitationen wurde bezüglich Hönau folgendes festgehalten:
Hönau Pfarrei mitten in der protestantischen Grafschaft Hanau-Lichtenberg
. Pfarrer Ludwig^ Thiebaut von Straßburg ehemals Benediktiner von
Ettenheimmünster 40 J. alt. Seine Begriffe sind nicht heiterer als die eines
gemeinen Benediktiners, und eines Elsässers.42 Seine protestantischen
Nachbarn sehen die Dürftigkeit seiner Bibliothek und dringen ihm die ihrigen
auf. Ich sah an ihm einen Eifer seine Seelsorge in Ordnung zu bringen,
und gab ihm in der Kürze der Zeit mehrere passende Lehren. Ich gab ihm
Winke, den öffentlichen Gottesdienst so einzurichten, daß er sich in thunlichen
Sachen dem protestantischen nähere, weil es doch die erste Pflicht
des geistlichen Religionslehrers sey, jeder möglichen Annäherung Bahn zu
machen. Doch dies geschah nur im Vertrauen.
Pfarrer Thiebaut wurde am 19. 10. 176843 in Straßburg geboren, studierte
als Benediktiner teils in Straßburg, teils in Freiburg im Breisgau Theologie
und wurde zu Gengenbach als Subdiakon, zu Offenburg als Diakon und zu
Hofweier als Priester ordiniert. Seit dem 23. 10. 1806 nam er die Seelsorge
in Hönau wahr, nachdem der Großherzog von Baden als Patron der Pfarrei
Hönau ihn am 16. 10. 1806 dem Erzbischöflichen Ordinariat in Kippenheim
vorgestellt hatte. Zuvor war er als Vikar im Filial Wallburg der zum
Kloster Ettenheimmünster gehörenden Expositur Münchweier in der Seelsorge
tätig gewesen.44
487
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0487