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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 493
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Land sehr Tolerant, und dieses umso mehr, da um Hönau herum lauter
evangelische Ortschaften seyen. Auf die Frage nach Gelegenheiten zur Sittenverderbnis
teilte Pfarrer Thiebaut mit, daß er von solchen nichts wisse,
und mußte gewißenhaft gestehen und sagen daß die Unzucht wenig, oder
gar nicht hier herrscht, zumal es in Hönau nur eine Handvoll lediges Volk
gebe. Dort wo er jedoch etwas dergleichen bemerke, greife er sofort mittels
Gewissenslehren, Warnungen und Kirchenstrafen durch und versuche, das
Übel gleich im Keim auszurotten. Ferner trage er jede nur mögliche Vorsorge
in Bezug auf die Trennung der Kinder beiderlei Geschlechts in Rücksicht
der Schlafkammern. Vom Mißbrauch der vermischten Bäder unter
der Jugend wußte er ebenfalls nichts. Den Sitten und dem Glauben nachteilige
und verbotene Bücher gab es in Hönau genauso wenig, wie ihm
auch unreine Gesänge und unehrbare Bilder in diesem kleinen Bauern-Ört-
chen Hönau ganz unbekannt waren, zumal er sich alle Mühe gab, daß auswärtige
Krämer niemals solche gefährlichen Sachen unter seinen Pfarrkindern
ausstreuten.

Weitere Hinweise auf die ärmlichen Verhältnisse im Dorf können der folgenden
Antwort entnommen werden: Niemand ist hier in Hönau dem
Müßiggang ergeben, ohnerachtet es hier viele Arme, und auch einige Bettler
hat; sie werden alle zur Arbeit angehalten; es ist leider den Armen weder
aus der Gemeinde /:sehr klein:/ weder aus irgend einer Stiftung noch
sonsten vorgesehen, indem gar keine Armenkaße für die Gemeinde Hönau
gestiftet ist; das Pfarramt hat keine Beschreibung oder Verzeichnis der Armen
, sonsten müßte er das gantze Örtchen Hönau aufzeichnen.

Auf die Frage, wie er gegen verschiedene abergläubische Sachen vorgehe,
gab Pfarrer Thiebaut die folgende Antwort: Hier in Hönau weis man nicht
das mindeste von verborgenen Plätzen, von Handwahrsagerey, Zauberey,
Gaukle rey, und folgsam habe ich es zu gut, solche Sachen auszurotten.

Über die Visitation in Hönau

Die Pfarrei Hönau wurde von Dekan Burg in Begleitung des Erzpriesters60
Franz Joseph Merkel61 von Fautenbach visitiert. Auch wenn Burg die wissenschaftliche
Bildung des Honauer Pfarrers nicht allzu hoch einschätzte,
so lobte er doch dessen Eifer in der Seelsorge und zeigte ihm auf, wie er
den Gottesdienst sachte umgestalten und an den der evangelischen Nachbarn
angleichen könne. Gleichzeitig ermahnte er ihn, sich stets bewußt zu
sein, daß er, aufgrund der Lage der Pfarrei inmitten einer protestantischen
Umgebung, als Vorbild aufzutreten habe. Hiermit wollte Dekan Burg auch
zum Ausdruck bringen, daß man in einer solch exponierten Pfarrei den Anhängern
der anderen Konfession gegenüber nicht als Eiferer auftreten solle.

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