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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 520
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„kantorhaften Fanny mit den dicken Augenbrauen". Johanna Kinkel14,
selbst Komponistin, Ehefrau des 48er Revolutionärs Gottfried Kinkel,15
und Freundin des Hauses Mendelssohn, schreibt über Rebecka:

Rebecka stand allgemein im Rufe, den durchdringendsten Verstand in der
ganzen Mendelssohn 'sehen Familie zu besitzen. Diese schöne junge Frau,
deren Geist und Witz allgemein bewundert wurden, war zugleich eine
außerordentlich bedeutende Musikerin. Als ich dies bei einer Gelegenheit
entdeckte, wo wir eine neue Komposition miteinander zu vier Händen vom
Blatt spielten, sprach ich mein Erstaunen darüber aus, daß Rebecca Mendelssohn
nie unter den musikalischen Größen Berlins mitgenannt wurde.
Sie sagte scherzend: , Meine älteren Geschwister haben mir meinen Künstlerruhm
weggestohlen. In jeder anderen Familie würde ich als Musikerin
hoch gepriesen worden sein und vielleicht als Dirigentin einen Kreis beherrscht
haben. Neben Felix und Fanny konnte ich zu keiner Anerkennung
durchdringen'.16

Politisch sind Fanny, Felix und Rebecka die Liberalen in der Familie, unter
ihnen gibt Rebecka politisch die radikalsten Meinungen von sich. Dies ist
sicher ein Grund, daß Heinrich Heine17, der auch ein Verehrer der umschwärmten
Rebecka ist, sich ihr besonders verbunden fühlt. 1829 schreibt
er an den gemeinsamen Freund Droysen18: Die dicke Rebecka, grüßen Sie
mir. . . das liebe Kind, so hübsch, so gut, jedes Pfund ein Engel.19

Rebecka ist sehr wahrscheinlich jene geheimnisvolle, anonym bleibende,
in schwarz gekleidete Dame „mit wohltuender Altstimme"20, von der der
junge Student Carl Schurz21 die hohe Summe überreicht bekommt, die ihm
1851 für die spektakuläre Befreiung Gottfried Kinkels15 aus dem Spandauer
Zuchthaus und die anschließend gemeinsame Flucht nach England zur
Verfügung gestellt wird.22

Von Karl August Varnhagen von Ense23, der mit Rebecka an der Befreiung
Kinkels beteiligt war, stammt eine besondes liebevolle Charakterisierung
aus dieser Zeit 1849; nach einer Abendgesellschaft in ihrem Hause
schreibt er in sein Tagebuch:

Ein wahrhaft glücklicher Abend. Rebecca las mir aus den Reisebriefen ihres
Bruders Felix vor . . . Die reiche Vergangenheit der edlen glücklichen
Familie stieg lebendig vor mir empor. Ebenso wie der Bruder erscheint mir
auch . . . die vorlesende Schwester im schönsten Lichte. Ich betrachte Sie
mit wahrer Freude. Im Vorlesen und Mittheilen eröffnet sich ihr edles, reiches
Gemüth, ihr gebildeter Geist, ihr reiner Sinn in ganzer Fülle . . ,24

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