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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 529
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Ein Hamilton in Hornberg

Randbemerkungen zu einem Buch von Wilhelm Hausenstein

Johannes Werner

Für Kenneth Croose Parry, aus guten Gründen

Er hieß Frederick Robert Vere Douglas-Hamilton, aber die Hornberger
nannten ihn, wohl weil es ihnen leichter fiel, den Himmelanton1. Daß man
ihn noch immer kennt, verdankt er seinem Neffen Wilhelm Hausenstein,
der ihn verständnisvoll, ja liebevoll beschrieben hat2.

Straight from the horse's mouth ...

Da liest man, wie der Fremdling, der die älteste Tochter des Bärenwirts
Baumann geheiratet hatte, in der kleinen Schwarzwaldstadt eine teils bestaunte
, teils belächelte Rolle spielte; eine geheimnisvolle aber auch, denn
er lebte in der Nacht und verbrachte den Tag meist im Bett. So nahm der
kleine Wilhelm zunächst nur die Spuren wahr, die der unsichtbare Onkel
hinterlassen hatte: Photographien, die ihn zeigten; das feine englische Sattelzeug
im Stall; die schweren Wasserstiefel; die Wollsocken; den Spazierstock
, angeblich aus Tropenholz; die künstlichen Fliegen, die der leidenschaftliche
Angler eigenhändig herstellte; und den Duft des Beefsteaks,
das ihm seine Schwiegermutter allabendlich briet. Und wenn sie es ihm auf
sein Zimmer brachte, kam es manchmal vor, daß er sichtbar wurde und den
Neffen zu sich rief, ihn auch an der Mahlzeit teilhaben ließ. Und manchmal
trat er sogar selber in aller Öffentlichkeit auf: als Reiter und Jäger, als
Begleiter der Leichenzüge zum nahen Friedhof und dabei dann als Dirigent
des örtlichen Gesangvereins; und als Kommandant der örtlichen Feuerwehr
(welches Amt er sich vielleicht aber nur anmaßte oder einbildete).

Jedenfalls machte der Onkel „eine einzigartige Figur. Mit ausnehmender
Blässe der Haut und schmal vorstoßender Nase wie aus Elfenbein, mit
wohlgepflegter Schwärze des Kopfhaars, des Backenbartes und türkisblauen
Augen von seemännischer Tragweite des genauen Blicks; in schwarzer
Samtjacke mit seidenen Einfaßlitzen; die schlanken Schenkel in langen
Reithosen aus perlgrauem Tuch, den ledernen Steg zwischen Sohlen und
leicht gespornten Absätzen durchgezogen; die Handschuhe aus rauchfarbe-
nem Hirschleder, eine falbe Rohrgerte mit Goldknauf locker in den Fin-

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