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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 566
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dertjährige Kalender war nicht mehr der Neuste. In ihm gab es 7 Planeten
(darunter die Sonne und der Mond!), und entsprechend dem Regiment dieser
sieben Planeten wiederholte sich das Wetter alle sieben Jahre. Das
mochte zu den Zeiten von Abt Mauritius Knauer, dem Erfinder des „Hundertjährigen
Kalenders", noch angehen: er glaubte fest an diese Voraussetzung
und brauchte daher nur sieben Jahre lang (von 1652-1658) täglich
das Wetter zu notieren, um für alle Zukunft das Wetter vorhersagen zu
können. Daß das Wetter doch oft schon zwischen zwei benachbarten Orten
Unterschiede zeigt (gerade bei so wichtigen Dingen wie Hagelschlag),
wurde seltsamerweise geduldig übersehen; doch der Sternenhimmel selbst
war in Bewegung geraten, und das Jahr fing längst nicht mehr im März an
wie im „Hundertjährigen Kalender". Entscheidend war weniger das Hinzufügen
des 1781 entdeckten Planeten Uranus (1801 ff. folgten dann noch
die Planetoiden Ceres usw., 1846 der Planet Neptun) als vielmehr der Rollentausch
von Sonne und Erde, den zwar Copernikus längst (in seinem
Werk „De Revolutionibus", 1543) bewiesen hatte, der aber jetzt allmählich
auch in die Welt der Volkskalender eindrang: er machte aus der Erde als
dem Mittelpunkt der Welt einen relativ kleinen Planeten, der um die Sonne
kreiste - bisher war doch die Sonne (wie der Mond) auf der großen Käseglocke
gewandert, die sich über die Erdscheibe wölbte .... Das war für
die Menschen schwer vorstellbar und widersprach auch dem, wie sie die
Bibel verstanden; nicht umsonst hat Johann Peter Hebel sich so große
Mühe gegeben mit der „Erklärung des Weltgebäudes" und diese eingehende
Erklärung an den Anfang seines „Rheinländischen Hausfreunds" und
auch seines „Schatzkästleins" gestellt. Die „Hinkenden Boten", die über
Generationen hinweg etwas anderes behauptet hatten, taten sich schwer
mit dem Wechsel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild -
aber irgendwann mußte es sein, und damit wurden auch die herkömmlichen
, auf der falschen Planetenkonstellation basierenden Wettervorhersagen
und erst recht die „guten" und „bösen" Tage zum Aderlassen, zum
Zahnziehen oder zum Purgieren (Nehmen von Abführmitteln) hinfällig.

Leider wissen wir nicht genau, wie Johann Heinrich Geiger sich aus der
Affäre gezogen hat. Der Beginn des neuen Jahrhunderts bot einen guten
Anlaß für den Beginn eines neuen Kalenders; und so erschien sein Lahrer
„Hinkender Bott" erstmals auf das Jahr 180116. Die ersten 3 Jahrgänge
sind jedoch nicht mehr auffindbar; im allerersten Jahrgang könnte man
wohl am ehesten eine Erklärung Geigers zur Wahl des fast schon ein wenig
altväterlichen Namens „Hinkender Bote" und zu dem Weltbild, das hinter
dem darin verwendeten Kalendarium steht, erwarten. Halten wir uns stattdessen
an den frühesten erhaltenen Jahrgang, den Lahrer „Hinkenden Boten
" auf das Jahr 1804 (er liegt im Lahrer Stadtarchiv). Sein voller Titel
lautet umständlich:

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