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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 585
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seine deutschen Freunde untergebracht: ungefährdet durch die Polizei des
bürgerlichen Polizeipräfekten, der von Paris die Anweisung bekam, die
deutschen Emigranten in ihrem wohlbekannten „ Versteck" nicht zu stören3.

Auch anderweitig half Hueber den Emigranten, wo immer möglich. So ist
es ihm zu verdanken, daß der Straßburger Stadtrat den Flüchtlingskomitees
, die sich mittlerweile gebildet hatten, vom März bis Dezember 1933
drei Kredite mit einem Gesamtumfang von 55 000,- Fancs zur Verfügung
stellte4. Ferner organisierten die Kommunisten eine Reihe von Solidaritätsveranstaltungen
für die Deutschen: Im Mai 1933 beispielsweise fand eine
antifaschistische Kundgebung der kommunistischen „Union federale d'etu-
diants" (UFE) statt, im gleichen Monat eine Versammlung im „Palais des
Fetes", die über die Lage der Juden in Deutschland informierte, im Juni
folgte ein Solidaritätsmarsch der Sozialisten und Kommunisten für Ernst
Thälmann. Das spätere Bündnis beider Parteien im „Front Populaire" kündigte
sich hier bereits an.

Doch nicht nur die elsässischen Kommunisten unterstützten die Emigranten
. Hilfe kam auch vom liberalen „parti radical", diversen Berufsverbänden
(z.B. der elsässischen Anwaltskammer), etlichen Zeitungen (z.B. „Dernie-
res Nouvelles de Strasbourg" und „La Republique") und von privater Seite.

Natürlich waren nicht alle Emigranten politisch aktiv. Viele von ihnen waren
jüdische Bürger, die entsetzt von den Boykott-Maßnahmen vom April
1933 und dem ihnen entgegenschlagenden Haß (nicht nur von Seiten der
Nazis) ihrer ehemaligen Heimat den Rücken kehrten. Das Bild der Emigranten
in der Öffentlichkeit wurde dagegen durch eine engagierte Minderheit
geprägt. Die politische Linie kann am ehesten als die einer „unabhängigen
Linken" charakterisiert werden, bestehend aus kommunistischen und
sozialistischen Dissidenten oder „Einzelkämpfern", die keinem Lager klar
zuzuordnen sind6. Sie hatten einen wesentlichen Anteil daran, daß Straßburg
später eines der Zentren des „Front Populaire" werden konnte, jenes
Bündnisses aller linker Parteien, das 1937 unter Leon Blum die Macht erobern
konnte.

Das Zentrum ihrer Aktivitäten lag rund um die „place Broglie" auf der
„Grande Ile", im Norden der Altstadt, sowie in der Krutenau. Ihr Hauptwohnviertel
war allerdings der Straßburger Stadtteil „Neudorf": Dort befand
sich nicht nur das jüdische Flüchtlingsheim (24, rue Briand), sondern
dort wohnten u. a. auch Hans Mayer (bei Edmond Wencker, 5, rue du ruis-
seau-bleu), Georg Reinbold (22, rue de la Chene), Ernst Roth (24, rue St.
Urban) und (seit 1934) Berthold Jacob (16, rue Martin), Personen, die wir
auf den folgenden Seiten näher kennenlernen werden.

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