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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 587
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wieder aufzulösen. Eine nicht unwesentliche Rolle dürfte die Politik der
„Prefecture" gespielt haben. Zwar verhinderte diese Behörde, die die Zentralregierung
in Straßburg vertrat, nicht die großzügige Aufnahme der Emigranten
, doch versuchte sie der Entstehung einer größeren deutschen Kolonie
hier an der Grenze entgegenzuwirken. Schließlich lag die Zeit, als die
drei Grenzdepartements „Haut-Rhin", „Bas-Rhin" und „Moselle" innerhalb
des deutschen Kaiserreichs das „Reichsland Elsaß-Lothringen" gebildet
hatten, im Frühjahr '33 noch nicht einmal 15 Jahre zurück7!

Ein noch wichtigerer Grund dürfte die den Emigranten zunehmend feindlich
gesonnene Öffentlichkeit gewesen sein. Nach einer ersten Sympathiewelle
im Frühjahr 1933 begann die Stimmung schon im Sommer langsam
umzuschlagen8. Dahinter standen v.a. die elsässischen „Autonomisten", die
von den Nazis zuerst versteckt, dann immer offener unterstützt wurden und
mit ihrer Presse einen großen Einfluß auf die öffentliche Meinung ausübten
. An erster Stelle muß die „Elsaßlothringische Zeitung" (ELZ) und
die Wochenschrift „Das Narrenschiff" (beide aus Straßburg) erwähnt werden
, die beide mit polemischen Artikeln Ängste vor deutschen Kommunisten
, Anarchisten und Juden schürten, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen9
. Ab Winter 1933/34 schloß sich auch die klerikale Presse im Elsaß
dieser Emigranten-Hetze an10. Als im Frühjahr 1934 auch die Redaktion
der kommunistischen „Neuen Welt" ins autonomistische Lager wechselte,
begannen viele Emigranten, die Stadt zu verlassen.

Der Hauptgrund dürfte allerdings die wachsende Angst vor dem Zugriff
der Gestapo gewesen sein. Schon seit Sommer 1933 kursierten Gerüchte
über Spitzel in der Emigranten-Szene und diverse Anschläge und Entführungsversuche
". Sogar der aus Baden stammende deutsche Lektor an
der Straßburger Universität erwies sich (zumindest nach Ansicht der „Prefecture
") als NS-Agent und wurde daher von den französischen Behörden
noch im Sommer 1933 ausgewiesen. Mehr Erfolg hatten die Nazis 1935
mit der spektakulären Entführung des in Straßburg lebenden deutschen
Journalisten Berthold Jacob, die der Kolonie den Todesstoß versetzte.
Zwar engagierten sich auch nach diesem Datum noch einige deutsche Emigranten
in Straßburg. Doch steuerten sie ihre Ativitäten von Paris aus, dem
letzten verbliebenen Emigranten-Zentrum in Frankreich.

Emigrantenverbände

Die Straßburger Emigranten organisierten sich in unterschiedlicher Weise:
Schon im Sommer 1933 entstanden vier verschiedene Flüchtlingskomitees,
die vorwiegend von Spenden lebten und deren Aufgabe sich im wesentli-

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