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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 588
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chen darauf beschränkte, den Neuankömmlingen bei Behördengängen und
anderen Alltags-Problemen der Integration behilflich zu sein. Das „Co-
mitee d'Information et d'aide aux refugies allemands" kümmerte sich ganz
besonders um die nach Straßburg geflüchteten „Intellektuellen". Gegen
den erbitterten Widerstand der autonomistischen und nationalistischen Abgeordneten
im Stadtrat, bekam dieses Komitee im Dezember 1933 sogar
eine massive finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt Stoßburg12.

Neben den Komitees versuchten einige Emigranten, auch politisch orientierte
Verbände ins Leben zu rufen, mißtrauisch beäugt von der „Prefectu-
re". Den Anfang machte das AK (Auslandskomitee) der deutschen Partei
KPD-0 (O = Opposition), das in Straßburg gegründet werden sollte. Sie
war eine Abspaltung der KPD, die in der Weimarer Republik zwar nur eine
kleine Splitterpartei blieb, sich allerdings als „intellektuelle Vorhut" des
Kommunismus verstand und einen „Dritten Weg" favorisierte. Straßburg
war als Sitz des AK ausgewählt worden, weil dort mit der KPO eine Partei
über beträchtlichenEinfluß verfügte, die der KPD-0 scheinbar nahestand.

Die KPO ging aus dem elsässischen Verband der französischen PC („parti
communiste") hervor, der sich von der Mutterpartei abgespalten hatte. Sie
existierte zwar nur im Elsaß, verfügte dort aber über eine bedeutende
Hausmacht. So stellte sie mit Charles Hueber, ihrem Parteivorsitzenden,
u. a. den Bürgermeister von Straßburg. Dennoch war sie nicht einfach ein
Gegenstück zu KPD-O. Ihre Macht verdankte sie nicht zuletzt dem Bündnis
mit den elsässischen „Autonomisten", die (wie die KPO) für eine regionale
Selbstverwaltung des Elsaß und die Anerkennung des Hochdeutschen
als Regionalsprache eintrat. Daneben unterstützten die Autonomisten aber
auch immer offener die Politik des „Dritten Reiches". Auch führende Vertreter
der KPO scheinen schon früh von der Goebbels-Propaganda gekauft
worden zu sein. In seinen Memoiren hat Hans Mayer Charles Hueber por-
traitiert:

Am nächsten Tag empfing mich der Bürgermeister im Rathaus: mein Genosse
Charles Hueber. Ein gedrungener Elsässer, damals schon herzleidend
: er starb während des Krieges unter der deutschen Besetzung: als ein
- vermutlich - willfähriger Untertan des Großdeutschen Reiches. Ich habe
ihn gemocht, trotz der politischen Differenzen zwischen uns, die ihn zu Beginn
des Jahres 1934 veranlaßten, mich aus dem politischen Idyll Straßburg
zu vertreiben1^.

Hans Mayer war als Mitglied der KPD-O Anfang 1933 nach Straßburg gegangen
, um den Schulterschluß mit der KPO zu suchen. Da er illegal eingereist
war, konnte er auch keine eigene Wohnung anmieten. Stattdessen

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