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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 589
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wohnte er ab Sommer 1933 bei Edmond Wencker, einem Angestellten der
Straßburger Stadtwerke in der „Rue du Ruisseau-Bleu" Nr. 5. Dort arbeitete
Mayer an einer Biographie über den damals fast vergessenen Schriftsteller
Georg Büchner, die 1948 erschien.

Vor ihm war bereits Heinrich Brandler (1881-1967) in Straßburg eingetroffen
. Er war einer der führenden KPD-Funktionäre gewesen, bis zu seinem
Ausschluß aus der Partei 1928 wegen „trotzkistischer Tendenzen".
Daraufhin schloß er sich der KPD-0 an, in deren Auftrag er nach Straßburg
ging. Da er mit ungültigen Papieren eingereist war, wurde er dort am
31. Januar 1933 verhaftet und eine Woche später nach Kehl abgeschoben.
Charles Hueber, der Chef der elsässischen KPO, begleitete ihn und lud ihn
erst einmal zum Essen in einen Kehler Gasthof ein. Später, als der Druck
in Deutschland immer mehr zunahm, durfte Brandler dennoch wieder nach
Straßburg zurückkehren. Im Sommer 1934 mußte er allerdings auf Weisung
der „Prefecture" nach Paris übersiedeln.

Brandler und Mayer schrieben beide von Februar 1933 bis Anfang 1934
Artikel für die Neue Welt, die deutschsprachige Partei-Zeitung der KPO,
die die Tribüne der neuen Zusammenarbeit werden sollte. Sie gewann
durch die Artikel ihrer deutschen Mitarbeiter deutlich an Niveau. Der nicht
zuletzt auf sie zurückgehende, klar antifaschistische Kurs der Zeitung hatte
zur Folge, daß sie bereits im April 1933 in Deutschland verboten wurde.

Der schärfere Kurs der Zeitung war allerdings auch in der KPO nicht unumstritten
. V. a. führte er zunehmend zu Konflikten mit deren Verbündeten
, den elsässischen „Autonomisten", die sich ein positiveres Deutschland
-Bild wünschten. Nach einer heftigen Debatte im Februar 1934 wurde
die Redaktion daher ausgewechselt und dem Blatt ein Rechtsruck verordnet
. Enttäuscht verließ Mayer daraufhin Straßburg.

In seiner Autobiographie Ein Deutscher auf Widerruf hat er von den Begleitumständen
berichtet:

Zum Jahresanfang 1934 berief man einen Parteitag ein. Die Delegierten waren
gut präpariert, die meisten hatten was zu verlieren. Wir durften dabei
sein, konnten aber begreiflicherweise nicht mitreden. Auch Heinrich Brandler
durfte nicht eingreifen: das verbot ihm der Status des Flüchtlings. So
hatte man leichtes Spiel. Der Kurs der Zeitung wurde feierlich mißbilligt.
Die Redaktion hatte sofort, an jenem Sonntagabend noch, abzutreten.

Das geschah. Uns schlössen sich aber, in erfreulicher Solidarität sämtliche
Redakteure an, bis zum Lehrling und Volontär: man war angewidert von
der Manipulation des Maire und des Depute*4.

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