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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 590
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Die Aktion bedeutete auch das Scheitern des Versuchs, in Straßburg die
KPD-0 als Exilpartei wiederzubeleben. Stattdessen folgte Mayer Heinrich
Brandler nach Paris, wo sich das Auslandskomitee der KPD-0 neu konstituierte
und noch bis 1939 existierte. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs
flüchtete Brandler mit August Thalheimer, dem Chef der KPD-O, nach
Kuba. Eine Erlaubnis zur Rückkehr nach Deutschland wurde ihnen nach
1945 von der Militärregierung verweigert. Hans Mayer dagegen verbrachte
den Krieg in einem Internierungslager in der Schweiz. Nach 1945 ging er
in die sowjetisch besetzte Zone und war bis 1963 Professor an der Universität
Leipzig, danach in Hannover und Tübingen.

Nach dem Scheitern des Projekts der KPD-0 unternahmen zwei andere
deutsche Emigranten einen zweiten Anlauf zur Gründung einer Emigranten
-Partei in Straßburg: Karl-Friedrich Gröhl und Berthold (Salomon) Jacob
(1898-1944)'5. Wegen seiner brisanten Enthüllungen v. a. über die Reichswehr
hatte der überzeugte Pazifist und unabhängige Sozialist Jacob in der
„Weimarer Republik" zweimal vor Gericht gestanden: im sogenannten „Feme
-Prozeß" von 1927 und dem „Ponton-Prozeß" von 1928. Im ersten Fall
wurde er zu einer Geldstrafe, im zweiten sogar zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe
verurteilt, wegen „Landesverrat". Lion Feuchtwanger (1884-
1958) hat ihn in seinem Roman Exil von 1940 so beschrieben:

Friedrich Benjamin (d.i. Berth. Jacob, Anm. des Verf.) ist „nur" ein Journalist
. Aber was für einer. Was alles weiß er, mit welcher Logik zieht er seine
Schlüsse (...). Er hat Leistungen hinter sich, und wer einmal ernsthaft
die Geschichte der Weimarer Republik schreibt, wird nicht umhin können,
seiner Verdienste zu gedenken16.

Bereits im Juli 1932 verließ Jacob zusammen mit seiner Frau Else Lau
Deutschland und ließ sich in Straßburg nieder. Die beiden mieteten eine
stattliche Wohnung in dem Viertel Kronenbourg (182, route de Mittelhausbergen
). Vielleicht aus Geldmangel zogen sie im Juni 1934 in das „Emi-
grantenviertel" Neudorf (16, rue Martin)17. Die Umstände der vorangegangenen
Flucht aus Berlin hat Lucien Minck in einem Artikel, der am 24.
März 1935 in der „La Republique" erschienen ist, geschildert:

Es sind nun etwa drei Jahre her, daß sich mir ein junger Deutscher von
kleinem Wuchs und schwächlicher Gestalt vorstellte: „Ich bin Berthold Jacob
. Ich habe Deutschland verlassen, weil ich aus sicherer Quelle weiß,
daß mein Leben in Gefahr ist. "

Jacobs Entscheidung, sich in Straßburg niederzulassen, dürfte auf eine
Begegnung mit Jean Knittel zurückzuführen sein, dem damaligen Chef-

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