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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 592
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trat deshalb bereits 1934 aus der Gruppe aus24, Falk zog sich 1935 aus allen
politischen Tätigkeiten ins südfranzösische Frejus zurück.

Emigrantentheater

Unweit von der „place Kleber" verläuft die „rue du vieux marche aux
vins", der alte Weinmarkt. Seit den zwanziger Jahren sind nicht mehr Weine
, sondern Kinofilme die Spezialität dieser Straße. Im Haus mit der Nummer
32 befand sich vor dem letzten Krieg das „Cinema Palace". Hier liefen
häufig Filme, die im „Dritten Reich" verboten worden waren, zum Beispiel
die Verfilmung von Erich Maria Remarques Anti-Kriegs-Roman Im Westen
nichts Neues und dessen Fortsetzung Der Weg zurück. Zu den Aufführungen
kamen auch Besucher von der deutschen Seite des Rheins, insbesondere
aus Kehl, wo Filmvorführungen damals noch eine Seltenheit waren.

Auch das Straßburger „Theätre Municipal" an der „place Broglie" profitierte
von dem Mangel an kulturellen Angeboten in der deutschen Nachbarstadt
. Zwar wurde seit der Rückkehr des Elsaß zu Frankreich 1918 —
wie schon vor 1871 - wieder Französisch gespielt. Ab der Saison 1929/30
wurden allerdings deutsche Gastspiele erlaubt, die sich großer Beliebtheit
erfreuten, bei Straßburgern ebenso wie bei Kehlern. Am häufisten gastierten
Truppen aus Baden, v. a. die „Karlsruher" und die „Freiburger".

Am 4. April 1933 kam es dabei zu Tumulten, weil die von den Nazis
gleichgeschaltete Theatergruppe aus Freiburg Hauptmanns Vor Sonnenuntergang
aufführen wollte. Schließlich mußte die Aufführung vorzeitig abgebrochen
werden. Die Stadtverwaltung von Straßburg verbot darauf hin
weitere deutsche Gastspiele, der Beginn eines deutsch-französischen Theaterkrieges
.

Goebbels beschloß nämlich umgehend, in der Straßburger Nachbarstadt
Kehl eine „deutsche Bühne" einzurichten, deren Programm auch Straßburger
Bürger ansprechen sollte. Nun wollte auch Straßburg sein eigenes deutsches
Ensemble haben, was wiederum die deutschen Emigranten auf den
Plan rief. Einige von ihnen gründeten das kurzlebige „Straßburger Theater
der Emigranten", zu dem sich der bekannte Schriftsteller Rudolf Leonhard
gesellte und dessen Leitung der damals nicht weniger bekannte Schriftsteller
Joachim Maass (1901-72) übernahm. Die vorangegangene „Austreibung
" aus seiner Heimatstadt Hamburg hat dieser im „Vorbericht" zu seiner
Autobiographie Das magische Jahr aus dem Jahr 1935 beschrieben.
Darin macht er aus den Nazis lächerlich-groteske Traum-Gestalten:

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